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Alt 27.01.2010, 22:33   #5
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Registriert seit: 07.02.2009
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Hallo Quick,

ein Akrostichon schränkt die Wortwahl und damit die Sprachmelodie eines Gedichtes ein und deshalb ist es schwer, da einen Brückenschlag zu finden, der den Text trotzdem homogen erscheinen lässt.
Viele Texte dieser Art wirken dadurch unfreiwillig abgehackt und willkürlich zusammengesetzt.
Wenn man dann im ersten Augenblick das Akrostichon nicht erkennt, wundert man sich natürlich über diesen Umstand und entschuldigt ihn hinterher eben mit dem Akrostichon.

Nicht so in deinem vorliegenden Gedicht.
Das ist dir wunderbar gelungen und man "merkt" das Akrostichon gar nicht.

Die Idee, über die Aussage "Ich liebe dich" als ausgelaugtes Klischee in eine Liebeserklärung einzusteigen, gefällt mir ausnehmend gut.

Das ist ein Liebesgedicht, wie es eines Dichters würdig ist.

Kleinere Schwächen sehe ich nur in der zweiten Strophe in den vereinzelten Formulierungen, die ihm Nachhinein betrachtet, dann doch dem Akrostichin geschuldet sind.
Das "Und" am Anfang der zweiten Zeile ist nicht ganz so elegant. Und zwar nicht, weil ich "und" am Zeilenanfang grundsätzlich ablehne, sondern weil hier für die Aussage ein "denn" besser gepasst hätte.
Auch "Ein Kuss" wäre besser "Der Kuss" in einem "normalen" Gedicht.

Letztendlich aber kann das nicht darüber hinwegtäuschen, daß dieses Gedicht mit Sorgfalt und (dichterischer) Liebe entstanden ist.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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