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Alt 31.03.2010, 11:44   #6
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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HI, WALTHER!

Ich schließe mich der Meinung an, dass dies ein sehr gelungenes Gedicht ist.

Du schneidest es richtig an: Mann und Frau WOLLEN zuviel!
Heutzutage ist der Erwartungsdruck an Beziehungen so groß und überdreht - was den romantischen Schreiberlingen des 18. Jhdts geschuldet ist, die den unglücklich verheirateten und vernachlässigten Zwangsehefrauen von damals den Floh von der lebenslangen "wahren" Liebe ins schmachtende Ohr gesetzt haben, und dessen Folgen noch heute durch das Unterbewußte jeder jungen Generation geistern -, dass die meisten Partnerschaften irgendwann daran zerbrechen MÜSSEN, wenn man sich nicht der Realität stellt und irgenwann umdenkt. Oder zumindest mal "bewußt" denkt!
Auch dieses kulturelle Leitbild von der lebenslangen Ehegemeinschaft auf Biegen und Brechen: Geschuldet der einstigen völligen Rechtlosigkeit der Frau, die damals gar nicht - und gar NICHTS - ohne einen Mann sein KONNTE, außer ihre Eltern waren stinkreich und milde, und sie hatte gefügigere Schwestern.
All das sitzt immer noch in den Hirnen der Romaneleser und Fernsehsoapgucker. Die moderne "Romantikindustrie" wittert das Potential und befeuert die übersättigten Gehirne immer neu mit diesem unrealistischen und der menschlichen Natur zuwiderlaufenden Beziehungs- und Sehnsuchtsmüll, auch weil viele Menschen es sich eben "einfach" wünschen. Am wahren Leben scheitern diese Konstrukte aber meist kläglich, und dann werden Schuldige gesucht - leider selten die Richtigen!

LG, eKy
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