Thema: Tabula rasa
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Alt 17.03.2011, 18:36   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Registriert seit: 07.02.2009
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Hi Löwenzahn,

eine tolle Idee und gut umgesetzt.
Der Leser folgt wirklich zuerst stringent den Bildern von alten Gemäuern, bis er dann erfährt, daß es sich um die lieben Beißerchen handelt.
Da ist die Metapher der Ruine wunderbar im eigentlichen, wie im vorgespiegelten Sinne, eingesetzt und konsequent zu Ende geführt worden.
Das nenne ich eine abstrakte Beschreibung, in der eine Idee gut umgesetzt (s.o.) wurde.
Lediglich an der Form gibt es was zu mäkeln, aber das machen wir weiter unten.
Also zum Kern der Sache hätte ich dann auch noch was hinzuzufügen:


Und zwischen Ruinen soll jeder die Lücken
vereinzelt dann per Viadukt überbrücken,
so würde es mit ein paar goldenen Kronen
auf jeden Fall sich für den Zahnarzt auch lohnen.
So rechnet auf Dauer sich ganz unbestritten
ein Nachdenken über den Preis von den Dritten.
Auch Schiller besang schon die Lage im Grunde,
und brachte den Treuen den Dritten im Bunde.


Ich finde es immer ein wenig schade, wenn ein schönes Reimgedicht, daß eine tolle Idee transportiert und auch den gewünschten Schmunzeleffekt erzielt, unter kleinen Metrikunebenheiten leidet, weil das den Lesefluss ein wenig trübt und würde daher gerne ein paar winzige Änderungsvorschläge da lassen, die diesem Problem Abhilfe leisten könnten:

Noch Sieben Ruinen, sie blieben als Rest -
die Zeit fuhr darüber, nun steht nichts mehr fest.
Tief klaffen die Löcher im morschen Gemäuer,
dies fault noch und nöcher - Sanierung wird teuer.

Doch kann es sich lohnen hier Bröckeln und Brechen
zu schönen, zu schonen, zu schützen solch Schwächen?
Und soll man sich weiter historisch verbeißen -
wär es nicht gescheiter sie nieder zu reißen?

Ich sag hier nur: "Denk mal! und pfeif auf den Putz."
Nicht jede Ruine muss gleich unter Schutz.
Ich will nicht mehr lange nur füllen und kitten!
Davor ist mir bange - ich brauch meine Dritten!

So liest es sich perfekt...

Was meinst du?


Gerne gelesen, geschmunzelt und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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