Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 16.05.2011, 19:30   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.910
Standard

Liebe Dana,

dieser Text klingt in der Tat sehr wehmütig.
Obwohl diese "gewisse" Resignation durch alle Zeilen führt, scheint er aber doch nicht ganz so pessimistisch zu enden, wie es anfangs den Anschein hatte.

Ein stilles Leid hat sich seit Anbeginn
schon mit dem Fingergold dazu gesellt.
Sein Mäntelchen, „Ach-was-das-gibt-sich-bald“,
hielt das Versprechen immer laugewärmt.

Das "Fingergold" gab mir einen kurzen Moment Rätsel auf, aber ich würde es synonym zu Hochzeit setzen.
Es scheint als ob die Protagonistin schon bei ihrer Eheschließung ein ungutes Gefühl in Form eines stillen Leids gehabt hat, was die weitere Entwicklung dieser Beziehung betreffen würde.
Sie hat sich aber eingeredet, daß sich die Dinge noch zu ihren Gunsten verändern lassen würde.

Es hat geschickt Vergleiche präsentiert,
fast jeden Klagelaut im Keim erstickt,
sogar die Atemluft hat sich verdünnt,
denn manchmal blieb der Zutritt ihr verwehrt.

Bei einer oberflächlichen und äußerlichen Betrachtung schnitt diese Beziehung nämlich gar nicht so schlecht ab, so daß sie ihren inneren Klagen nicht erlaubte, die Oberhand zu gewinnen. Durchhalten lautete die Parole.
Jedoch erstickte sie fast daran, denn es änderte sich wohl nichts in ihrem Sinne.

In solcher Lage den Befreiungsschlag
nur auszusprechen, galt schon als gewagt.
Beim Ausbruch riefen alle laut: Verrat!
Das Leid jedoch hat leise sich entfernt.

Sich aus dieser Situation zu befreien war gar nicht so einfach, denn nur der Gedanke daran war schon gewagt, geschweige denn das Aussprechen desselben.
Als es dann doch passierte, erfüllten sich die schlimmsten Befürchtungen, denn nun stand sie als Verräterin da.
Das Leid jedoch, welches sie die ganze Zeit über plagte, entfernte sie genau so leise, wie es sie anfangs ergriffen hatte.

Ich denke, so geht es vielen Menschen und manche wagen nach einer langen Zeit einen Ausbruch gar nicht mehr.
Im Gegensatz zur Protagonistin deiner Erzählung, die es geschafft hat, sich aus ihrer Lage doch noch zu befreien und nun ein unbeschwerteres Leben führen kann.

Dieser wehmütige Text zeigt, daß man sich nur selbst aus einer misslichen Lage befreien kann. Der Mensch hat es in der Hand, sich und damit seine Welt zu verändern, nur er ganz alleine.
Daß die äußeren Ursachen meist nur vorgeschoben sind und der innere Kampf, der gegen sich selbst gewonnen werden muss, das Schwierigste ist, das hast du hier sehr gut und anschaulich dargestellt.


Gerne gelesen und kommentiert. .. .


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten