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Alt 01.11.2011, 08:41   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Guten Morgen, wüstenvogel,

dank deiner Erklärung in Noch (Ein Jahr) - Teil 1 kenne ich den Grund, warum bestimmte Monate zwei Strophen haben. Mir kam dabei der (persönliche) Gedanke, dass es für mich aber auch genau diese Monate sind, die mir "gefühlt" am längsten vorkommen - ob nun im positiven oder im negativen Sinne. Was mich zu der Frage bewegt, ob ich mit diesem "Gefühl" alleine bin oder ob es auch andere so empfinden. "Wirkt" der Übergang von einer Jahreszeit zur nächsten auf einer tieferen, emotionalen Ebene "länger"? Das gilt auch für den Dezember, denn in ihm geht das "alte" Jahr in das "neue" über. Nur so eine Überlegung.

Zitat:
Sommer hält noch eine Weile
den Atem an
Herbst hat keine Eile
seine Zeit
kommt heran.
Diese Strophe gefällt mir am besten, besonders die Formulierung "hält den Atem an". Danach die "Ahnung", dass der Herbst zwar noch "keine Eile hat", aber bereits klar ist, dass er kommen wird. Hier ist der "Übergang" besonders "fließend" dargestellt.

Mir fiel auf, dass in jeder Strophe bestimmte Farben sowie Pflanzen Erwähnung finden. Im August hingegen spricht das Gedicht nur von "Farben" an sich, und im Dezember, das ist passend, finden sich Schnee und Eis. Im Dezember "schläft" das Pflanzenleben. Allerdings frage ich neugierhalber, warum im August kein "Pflanzenbezug" zu finden ist, sondern ein lyrisches Ich, das ein Eis bestellt.

Eine "Gegenüberstellung" bzw. auch eine "Verbindung" (Eis) von August und Dezember? Der Dezember wird von vielen als der "typische Wintermonat" angesehen (Weihnachten, Silvester) und der August ist "der" Sommermonat. Ob ich mit dieser Interpretation deiner Intention nahe komme, kann ich nicht sagen, aber ich möchte das gerne erwähnen.

Interessant, dass im Dezember ein "Bruch" stattfindet, denn das Wort "anbricht" assoziiere ich hier mit etwas beinahe "Hartem". Nun ja, der Wechsel erfolgt im Grunde genommen ja auch ziemlich "aprupt", von einer "Sekunde auf die andere" sozusagen ...

Das Jahr wird hier als Kreis beschrieben, der sich am Ende schließt. Danach beginnt ein neuer Kreis. Das passt gut zur Überschrift: Noch (ein Jahr) - Noch (ein Kreis). Der Kreislauf der Jahreszeiten, der immer wieder von neuem beginnt.

Zitat:
was mag er bringen
wie wird er gelingen
(k)einer, der das alles weiß.
Das können wir nicht wissen, nur hoffen und wünschen. Allerdings können wir doch etwas beeinflussen bzw. bewirken, ganz "machtlos" sind wir nicht. Wir können (und sollten!) selbst aktiv werden und auf ein Gelingen hinarbeiten. Ich selbst bin nicht gläubig, aber ich möchte hier, bezugnehmend zur letzten Zeile im Gedicht, einmal meine Urgroßmutter zitieren (die ihrerseits gläubig war): "Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott. Er ist kein Selbstbedienungsladen, der die Erfüllung der Wünsche vom Himmel wirft. Wir müssen schon selbst etwas tun!"

Ja, wir müssen selbst etwas tun. Das trifft in jedem Fall zu, unabhängig davon, woran man glaubt.

Gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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