Thema: Halloween
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Alt 01.11.2011, 20:03   #3
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Guten Abend, Justin,

ich kenne die geschnitzten Runkelrüben auch noch, aus meiner Kindheit. Der Ort, in dem ich aufgewachsen bin, war damals noch ein Dorf; dort gab es noch so manche "alten" Traditionen.

Wie du es in deinem Gedicht schilderst, "reiste" die Tradition mit den irischen Auswanderern "über den großen Teich". Dort stellten die Einwanderer fest, dass Kürbisse wesentlich leichter zu bearbeiten waren - Rüben sind ganz schön hart, da ist das Schnitzen viel mühsamer. (Aber Rüben sehen viel "gruseliger" aus.)

Aber ob es nun falsche Essgewohnheiten, Börsenbetrügereien oder der "ach-so-wunderbare American way of life" sind - alles "schwappt" herüber und wird unbesehen übernommen. Was ich davon halte, sage ich lieber nicht, das wäre nicht fein. Man könnte es, gepflegt ausgedrückt, das "Santa-Claus-Prinzip" nennen - Rummel, Reklame, Ramsch. "Süßes oder Saures?"

Ja, es wäre nicht nur besser, sondern auch schöner mit der alten Tradition. Diese geht übrigens auf die Kelten und ihr Samhain-Fest zurück. Sie glaubten, in dieser Nacht sei die "Grenze zwischen dem Totenreich und dem der Lebenden" so dünn, dass es bösen Geistern gelingen konnte, in unsere Welt "einzudringen". Die Rüben sollten diese "abschrecken" und das Heim beschützen. Übrigens blieben sie damals aus diesem Grund auch schön zu Hause.

Die ersten drei Strophen sind trochäisch, ebenso wie die letzte. Ganz im "Sinne der Tradition". In den Strophen 4, 5, 6 und 7 wechselt das Versmaß in den Jambus, dem Inhalt entsprechend. Ja, Traditionen und Amerika - das ist ein ganz anderer "(Lebens)Rhythmus".

Was mir am Aufbau deines Gedichtes gefällt, denn ich halte es für einen leisen "Hauch" Optimismus, ist die Tatsache, dass das Verhältnis der Strophen 4:4 lautet. Das hält sich also die Waage.

Leider bin ich da ein wenig pessimistisch, denn ich glaube nicht, dass das noch lange so sein wird. Ich merke es ja schon an den Einwohnern meiner Heimatstadt, Stuttgart. Da meine Urgroßmutter noch "von dr Alb ra" kam, wuchs ich mit dem schwäbischen Dialekt auf. In der Grundschule musste ich erst mal Hochdeutsch lernen ... Aber ich stelle fest, dass der Dialekt mehr und mehr "verschwindet". Wie so vieles, das, wie ich finde, unser Leben durch "Vielfältigkeit" bereichert. So wie allmählich auch die Runkelrübe verschwindet. Als ich dieses Jahr am Max-Exth-See von einem Sauerkirschbaum Kirschen aß, fragte mich eine junge Frau, grenzenlos erstaunt: "Was? Kann man die essen?"

*Seufz*

Aber trotzdem ist das hier die richtige Rubrik für dein Gedicht. Denn die Hoffnung stirbt zuletzt! Nicht alles, was alt ist, ist gut. Aber auch nicht alles, was alt ist, ist schlecht. Genau dasselbe gilt auch für das Neue. Man sollte nur den Kopf benutzen, um auszuwählen.

Formal noch ganz kurz:

Zitat:
es soll gerade richtig sein.
xXxXxXxX

Die Strophe beginnt betont, dann müsste hier "gerade" mit einer Elision zu "grade" verkürzt werden, damit es passt: "es soll grade richtig sein." - XxXxXxX Dann würde es mit den anderen Versen übereinstimmen.

Und bei den letzten beiden Versen im Gedicht:

Zitat:
Besser aber wär es schon - hier noch das Komma bitte weg.
mit der alten Tradition.
Es ist ein sehr nettes Halloweengedicht, das sicher auch Kindern gefällt.

Gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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