Thema: Alptraum
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Alt 13.12.2011, 08:35   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hallo, Aurora,

das liest sich wirklich wie ein Alptraum. Für mich (persönlich) scheint die Traumhandlung auf einem Friedhof stattzufinden.

Interessant die Formulierung "Von allen Unwissenden befreit". Ich denke, damit sind die Menschen gemeint, die diese Art Alpträume nicht kennen. Deshalb finde ich es auch interessant, denn "Befreiung" ist eigentlich etwas positives, wird hier aber in einen negativen Kontext gesetzt, da es hier das "schwarze Tuch" ist, das "befreit" ist - und so offenbar seine "Macht" ungehindert ausüben kann.

Ich vermute (deinen persönlichen "Stil", bzw. deine "Vorgehensweise" kenne ich ja noch nicht), dass diese Wiederholung gewollt ist:

Zitat:
In dem die Toten morsch und alt
Zitat:
Äste knacken, morsch und alt
Das wirkt verstärkend. Nicht nur die Toten sind morsch und alt, auch die Äste an den Bäumen - vielleicht auch die Bäume selbst, so erscheint es mir.

Zitat:
Spürst du das Zittern der Bäume
Empfängst du ihre Träume
Auch das ist interessant. Ich habe das ganze Gedicht hindurch das "Gefühl", als ob das nicht nur die Beschreibung des Traumgeschehens an sich ist, sondern als ob in der "Dunkelheit" irgend etwas "lauert", das allerdings nicht direkt erwähnt wird und das die Bäume zum "Zittern" bringt. Und auch die Bäume selbst "träumen" offenbar. Da ich, wie gesagt, mit deiner Art zu schreiben noch nicht vertraut bin: Das Gedicht scheint sich an ein LD zu richten, so erscheint es mir (von der direkten Anrede "du" ausgehend). Das sorgt dafür, dass ich mich frage, wer der "Erzählende" ist - auf mich wirkt es, als ob es sich dabei nicht um die Person handelt, die den Alptraum hat, sondern eher (irgendwie) um jemand "Außenstehendes" ...

Es ist eine düstere und eindringliche Schilderung. Ich kann jetzt noch nicht sehr viel zum "Formalen" sagen, denn ich weiß noch nicht, in welchem "Maß" du Wert auf formale Aspekte legst, wie z. B. auf ein durchgehendes Metrum oder Ähnliches. Wenn du mir darüber etwas sagen würdest, wäre es hilfreich für mich, dann gehe ich in künftigen Kommentaren auch gerne an die "Struktur" und gebe dir (falls gewünscht) darüber "Rückmeldung".

Hier möchte ich daher nur eine Stelle anmerken, die (für mich) nicht gut passt, ich vermute, hier ist es dem "Reim geschuldet":

Zitat:
Niemand schütz dich vor der Glut
Die ganze Erzählung berichtet von Tod und Kälte. Daher bekomme ich (ist natürlich nur meine Meinung), die "Glut" nicht in Übereinstimmung damit. Es böten sich als "Alternativen" Worte wie "Flut" oder "Brut" an, eventuell, in einen negativen Kontext (im Sinne von verloren, erloschen, fehlend) gesetzt, auch "Mut". Das ist jetzt nur als Anregung gemeint, so, wie es auf mich wirkt. (Hier hast du dich vertippt, ein "t" fehlt - "schützt".) Und in diesem Vers: "Sieh, wie schmutzig deine Hände" hast du ein Komma vergessen.

Gut gelungen finde ich, dass du die Versanfänge variierst, und dadurch einen "Aufzählungscharakter" vermeidest, das verhindert ein "Leiern" und auch ein "zu rasches" Tempo beim Lesen.

Gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme

P.S.: Hatte ich vergessen: Ich kann mich auch nicht überwinden, "Albtraum" zu schreiben. Ich kann mir nicht helfen, damit assoziiere ich die schwäbische oder bayerische "Alb", aber keinen "Alp". Das verstehe ich also gut.
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Geändert von Stimme der Zeit (13.12.2011 um 11:52 Uhr) Grund: P.S. hinzugefügt.
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