Thema: Im Sterben
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Alt 06.01.2012, 11:42   #6
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Thomas!

Um das Leben zu schätzen und zu ermessen, muss man nicht religiös sein.
Religiöse Menschen tun sich bloß leichter mit der Sterblichkeit, weil sie sich ja dank ihrer Verstiegenheit "auf der sicheren Seite" glauben.
Je nach Glaubensrichtung haben alle ihr fertiges Ablebensrezept in der Tasche, das sie dank Abschaltung höherer Hirnfunktionen über das kommende Ende hinwegtröstet.
Wir logisch Denkenden, die mit einem Sterben ohne Nachleben rechnen, schneiden das Thema oft weniger gern an. Allerdings machen auch wir uns natürlich Gedanken.
In diesem Falle wollte ich die Tropfen mit der Existenz der Menschen vergleichen: Gerade weil wir endlich sind, leuchten wir im rechten Lichte umso heller, weil wir wenigstens im Gedächtnis der Nachwelt ein wenig Unsterblichkeit erringen wollen. Dies ist die "Wonne" im Sterben, dieser Glanz und diese Größe, derer wir fähig sind, weil wir erschaffen, wohl wissend, dass unser Dasein ein stetes Sterben, ein Verfall ist, wie das Verdunsten der Tropfen auf dem Glase. Und dennoch - ich erinnere mich des Leuchtens, und so haben sie, verglichen mit der Dauer ihrer Existenz, auch ihre Unsterblichkeit gefunden.

LG, eKy
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