Thema: Erste Zeichen
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Alt 11.04.2012, 15:49   #7
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Liebe Dana,

ich finde das Gedicht sehr schön. Nur mit dem Wort 'Teppichahnen' kann ich nichts anfangen, mir klingt es sogar ein wenig komisch. Die Form ist streng jambisch mit weiblichen und männlichen Zeilenenden im Wechsel unter geschickter Verwendung von Assonanzen, die einen Kreuzreim andeuten, oder ahnen lassen. Dass dieser in der Schlusszeile dann tatsächlich zum Reim wird, empfinde ich als besonders gelungen. Der Reim ist meiner Meinung nach keine Einengung, sondern ein Hilfsmittel, auf welches du, wie Galapapa schon sagte, in diesem Gedicht mit großem Geschick verzichten konntest. Was das Beste ist (und was meiner Meinung nach in einem Gedicht noch wichtiger ist, als alle anderen Form-Elemente), sind die gewählten Bilder und vor allem deren Aufeinanderfolge. Was ich damit meine, ist nicht leicht zu erklären, aber man kann sich die Bilder die du beschreibst, einmal 'verfilmt' vorstellen. Wenn man dann diesen Film vor dem inneren Auge ablaufen lässt, und sich überlegt: 'Wohin würde ich jetzt schauen, wenn es kein Film wäre?' Dann würde man dem Film, d.h. deiner Bilderfolge, gerne freiwillig folgen, als ob man den Film gerade selbst drehen würde. Das Gegenteil wäre, dass man das Gefühl hat, in bestimmte Betrachtungen gezwungen zu werden. Dieser vom Dichter bestimmt geführte, gleichzeitig dem Leser das Gefühl der freien Betrachtung gestattende Erlebnis ist das Höchste, was Naturdichtung, und vielleicht Dichtung überhaupt, erreichen kann. Dass damit auch eine geführt-freie emotionale Entwicklung einhergeht, ist offensichtlich, bzw. der eigentliche Zweck. Das ist nun eine sehr ausführliche Beschreibung und ein sehr großes Lob, sofern ich es überhaupt wagen darf, diese auszusprechen.

Liebe Grüße
Thomas
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