Thema: Finsternis
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 11.05.2012, 14:26   #4
Canberra
SydneyIsMyCastle
 
Benutzerbild von Canberra
 
Registriert seit: 06.03.2011
Ort: Schönste Stadt am Rhein :P
Beiträge: 70
Standard

Hallo euch zwein.

Danke erst einmal für eure Kommentare. Ich wollte schon vor längerer Zeit ein Gedicht über eine unglückliche Familie – speziell den Kindesmissbrauch - schreiben, aber alle meine direkten Versuche waren entweder zu flach oder misslungen. Daher habe ich eine subtilere Art verwendet, deren Interpretationsmöglichkeiten natürlich ganz weit gefasst werden können. Nicht anders habe ich es gewollt.

Zitat:
entschuldige, wenn ich den Text nicht ganz verstehe.
Nein. Das macht gar nichts. Gerade weil ich den Text so kurz und platisch geschrieben habe, ist er – denke ich – schwer zu verstehen.

Zitat:
Vernichtend schreit in mir der Kummer,
doch niemand nimmt ihn aus mir raus.
Ich prügel gegen schwarze Wände.
Das ist nicht länger mein Zuhaus.
Die erste Strophe beschreibt das Gefühlsleben des Lyrischen Ichs. Aus der dritten Strophe ergibt sich, dass es ein Kind sein muss. Es fühlt sich nicht mehr glücklich zuhause. Ist traurig, verzweifelt, aber kann der Situation nicht entkommen.

Zitat:
Ich höre, wenn die Dielen knarren
und du die Tür ganz leise schließt.
Ich stell mir vor, es wäre Frühling
und das du mich im Jetzt nicht siehst.
Die ersten beiden Strophen geben einem wenig in die Hand. Es geht offenbar um ein lyrisches Du, dass vielleicht am Kummer des Lyrischen Ichs schuld sein kann, weil das LI gerade auf das LD Bezug nimmt. Ich habe aber absichtlich nicht genau beschrieben, was das LD macht und wer es ist.

Die letzten beiden Verse stellen dann wieder das Gefühlsleben des LI dar. Wie es mit der Situation umgeht. Es stellt sich den Frühling um ihn herum vor. Der Frühling soll Freude, Licht, Erblühen, Lebenslust usw. symbolisieren. Offenbar existiert so etwas im Moment für das LI nicht. Dann wird aber wieder Bezug auf das LD genommen. Das hier ist eine der wenigen Stellen, wo man meines Erachtens nach den Kindsmissbrauch herauslesen kann, denn das LI wünscht sich, dass das LD es nicht sehen kann, weil es etwas macht, was das LI nicht will.

Zitat:
Wenn Mama dann am nächsten Morgen,
ganz fröhlich und zufrieden scheint,
dann bin ich ihr nicht wirklich böse,
ich weiß, dass ihre Seele weint…
In der letzten Strophe erkennt man dann, dass das LI ein kleines Kind ist, weil das Wort Mama eher kindlich benutzt wird. Hier nimmt das Kind dann Bezug auf die Schuld der Mutter, die eigentlich etwas an der Situation verhindern kann, es aber nicht tut. Das Kind weiß aber, dass die Mutter das nicht mit Absicht tut. Sie scheint eben nur glücklich in Wahrheit ist sie furchtbar traurig, weil sie so ohnmächtig ist.

Zitat:
Weswegen und weshalb kommt in dem Werk nicht zum Ausdruck, muss aber auch nicht. Durch die Interpredationsoffenheit präsentiert
sich das Werk somit sehr gut...
Genau. Ich wollte, dass es mehrere Möglichkeiten gibt, das Gedicht zu interpretieren.

Zitat:
in meinen Augen ein eindringlicher Text
Danke.

Ich hoffe, das hilft.

Liebe Grüße. Canberra.
Canberra ist offline   Mit Zitat antworten