Das Ehrenamt
Wenn Deutsche traulich beieinander sind,
wird ein Verein gegründet - mit Statut,
damit auf einen Blick gleich jedes Kind
begreift, worum es sich hier handeln tut.
Da sind die Orgelpfeifen-Amateure,
die Tierschutz- und Bezirkskaninchenzüchter,
entleibte Damen, Überkopf-Friseure,
die pensionierten und die Hobbyrichter.
Auch geht man mutig rein ins Internet,
bekakelt dies, bekakelt jenes Ding,
das macht den Worldweb-Spaß noch mal so nett
der Hausfrau und dem Herrn mit Dipl.-Ing.
Vereine gibt’s wie Miesmuscheln im Meer,
man stolpert über sie ganz unvermutet.
Und sind sie noch so blöd und peripher -
das Land ist von Vereinen überflutet.
Tut man den Zauber sich von nahem an,
gerät man allzuoft in leichtes Schwitzen,
sieht man so’n Dünnpfiff-Großraumpartisan
voll Bierernst da am Vorstandstische sitzen.
Den Rücken kriecht klamm hoch ein Unbehagen,
du fragst dich: Dürfen die tatsächlich wählen?
Die sind die achte von den sieben Plagen.
Gib’s auf, wem nützt es, sich deshalb zu quälen?
Der Staat schießt zu und ist nicht ohne Stolz:
Das Ehrenamt macht stetig sich bezahlt,
die Deutschen sind aus echtem Ämterholz!
Und schwört auf die Vereins-Naturgewalt.
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