Ver(s)gewalt(igung)en
Ver(s)gewalt(igung)en
Es trifft der Herr der Dichter und der Denker
Aus Zufall einen, der die Verse liest.
Der hat ihm erst einmal den Tag vermiest,
Weil ihm derselbe mit nem Augenschwenker,
Der dem Verdrehen eher glich, erklärte:
„Also:
Das, was ihr da schreibt, ist Hühnerkacke,
Verquirlt, verquast, von Gestern. Eine Macke,
Die muss schon haben, der sich nicht beschwerte!“
Nun heißt nicht jeder Rilke, Goethe, Platen,
Doch fast erschlägt der Dichter mit dem Spaten
Den Leser, er kann grad noch an sich halten.
Am Ende siegt der Denker tief im Dichter:
Das Denken mancher Leser ist halt schlichter,
Nicht jeder ist gemacht für Versgewalten.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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