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Alt 12.08.2014, 10:11   #1
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard Nordland I - IV

1 )Intro

Hoch im schneebedeckten Norden,
wo die strammen Winde wehn,
wo an Küsten in den Fjorden
wir bizarre Lichter sehn,

wo die Sterne klarer funkeln
in der kargen Winternacht,
haben Menschen in dem Dunkeln
dennoch sich ein Heim gemacht.

Trotzen allen Widernissen -
Kampf dem Wind und Kampf dem Meer! -
durch Erfahrung und auch Wissen.
Wird das Leben manchmal schwer,

trösten doch die Sommertage,
da das Licht nicht enden will,
wo zum Jubel wird die Klage
in der Landschaft, die so still

sich in alles fügt mit Muße!
Zeit, sie schrieb sich in den Stein.
Nordlandsommer winkt zum Gruße,
starr Gewordnes zu befrein.



2)Am Geirangerfjord

Berge ragen aus den Wassern,
schleiergrau von Dunst umgeben,
während Wolken sie in blassern
Lichterspielen zart umschweben,
stumm geronnen stockt die Zeit.

Möwen segeln über Wellen,
Boote kämpfen durch die Gischt,
Hunde hört man fernher bellen,
Klang, der irgendwo verlischt -
Dämmerlicht macht sich dort breit.

Leises Raunen aus den Schatten,
trollverwunschnes Spuken droht.
Geisterhaftes Tagermatten
ohne Glanz und Abendrot,
hingehaucht in Ewigkeit.



3) Trollstigen

In Strömen stürzt aus ewgem Eise
die Wasserflut in graue Tiefen,
da brodelt es, faucht wild im Kreise
von Hängen, die vor Nässe triefen.

Es keucht und donnert durch die Spalten
des Steins, als lehrte es ihn gar,
den Atem furchtsam anzuhalten!
Das Wasser macht ihn offenbar.

So kann den Felsen niederringen
ein Tropfen, der sich formt zur Flut.
Oh Mensch, wie kann es dir gelingen,
ganz eins zu sein? Es stünde gut

um dich und deine engen Kreise,
wärst einig du wie Wassers Kraft!
So aber stürzt du, laut wie leise –
und mit dir Mut und Meisterschaft.


4) Landschaft bei Molde

Du stilles Tal, in deinem sanftem Lichte
umschmeichelst du den Fels, den alten Stein,
der sich bekleidet hat mit grüner Fichte
und schlanken Birken, lässt ihn festlich sein.

Du ruhst in dir, die milden Winde säuseln
durch Wipfel, die der Sturm nur selten zaust.
Die Wolken spiegeln sich im Wellenkräuseln
des Fjords, in den du allzeit lächelnd schaust.

Türkisblau sprühen Bäche von den Hängen,
von fernen Gletschern eisig angehaucht,
die sich gleich Monstern durch die Schluchten zwängen,
ins Licht, das nie zu enden scheint, getaucht.

Du stilles Tal, mit deinem grünen Schmiegen
umkleidest du den schroffen, kalten Stein,
als wolltest du ihn zärtlich formen, wiegen:
Er möge gütig zu den Menschen sein!


PS: Ein herzliches Dankeschön an meinem Dichterkollegen Erich Kykal, der mit hilfreichen Vorschlägen den gesamten Zyklus "Nordland" redigiert und begleitet hat.

Für Neugierige: http://www.gedichte-eiland.de/album.php?albumid=35
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (06.09.2014 um 10:35 Uhr)
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