Thema: Lebensmüde
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Alt 12.08.2014, 21:11   #12
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
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Lieber eKy,
Titel: Lebensmüde - Start: Der Tag ist schön

Wenn mich Gedichte berühren oder zutiefst treffen, dann steht immer das Gedicht allein da und ich bewundere, bestaune und fühle mich in der ersehnten "Sprachkunst" bestätigt. Das können nur Dichter, wie du einer bist.
Im Forumleben kennt man sich aufgrund der Sprachkunst. Kommentare und "Geständnisse" vertiefen den Umgang in den Aussagen.
Das lyr. Ich, das sich "auskotzt" oder jenes, das aus "Erfahrung" verdichtet sind gleichberechtigte "Wesen". Beide wollen sich mit einem Anliegen, einem Traum und einer Sichtweise mitteilen.
(Nicht selten habe ich Gedichte in Ich-Form umgestellt, um nicht als Ich erkannt zu werden.)
Ich erwische mich immer wieder dabei, wenn ich z. B. Goethe, Rilke, Hesse u.a. lese, dass ich ihnen nur zu gerne unterstelle, sie hätten bestimmte Situationen er- und gelebt wie ich. Diese "Vermischung" und "Unterstellung" ist für mich völlig "legal". Eigentlich das Großartigste, sich in einem Gedicht selbst zu finden.

Mit "Lebensmüde" hast du unendlich berührt. Solche Stimmungen und Sichtweisen "kennt" man. Bekommt man sie in einer lyrischen Melodie dargestellt, genießt man es als Leser.
Wenn derselbe Autor ab übermorgen ausschließlich das Glück besingt, das man auch kennt, wird sich ein anderer und derselbe Leser wieder berühren lassen und schwelgen.

Das ist die Wirkung der Poesie.

Ich kann in gänzlich gegensätzlichen Gedichten abtauchen und immer selbst entscheiden, welches ich derzeit wie annehme.

Dieses ist unendlich traurig und ebenso unendlich schön.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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