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Alt 17.10.2014, 03:28   #6
Claudi
Senf-Ei
 
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Hi Ev,

zu Dir kann ich leider erst Samstag ausführlicher kommen. Die Zäsuren sollten immer schön abwechslungreich gesetzt werden, also möglichst nicht an der gleichen Stelle wie in den Nachbarversen. Sie müssen aber immer im Versfuß, nicht zwischen den Versfüßen liegen. Ausnahme ist die bukolische Dihärese (bD), die zwischen V4 und V5 liegt.


Hi Eule,

Zitat:
Dazu muss ich noch sagen, dass eine Zäsur vor dem Hebungen und speziell vor der dritten Hebung ein Frevel sind, wie ich mir in anderen Worten sagen lassen durfte, weil dadurch der Vers zerbricht. Vor allem vor der dritten Hebung. Ich muss sagen, das ist auch sehr einleuchtend.
Wo hab ich denn vor der dritten Hebung eine Zäsur? Meinst Du zwischen F2 und F3? Ich lehne mich übrigens nicht an Voß, sondern an die Klassiker und den deutschen Hexa an. Sonst wäre auch V4 Frevel. Meine Nebenzäsuren sind o.k., weil die entsprechenden Verse auch hinten eine Zäsur haben und somit ausgewogen geteilt sind. Na gut, für V2 lasse ich das Argument gelten. Die bD hätte hier deutlicher werden müssen, um das Gleichgewicht zu halten.

Hier geht es erstmal darum, sich ranzutrauen und ums furchtlose Gewöhnen an den Rhythmus. Ausgesprochene Fehler werde ich natürlich korrigieren. Zu den Qualitätsunterschieden der einzelnen Verse wollte ich erst sehr viel später kommen. Das wird zu viel auf einmal! Hoffentlich sind jetzt die Neugierigen nicht völlig entmutigt.

An Aufzählungen lässt sich der Rhythmus am allerbesten trainieren. Aber natürlich ist das als Training und nicht als Beispiel für den idealen Vers gedacht. Falsch sind sie jedenfalls nicht, wenn die Zäsuren stimmen.

Das Wort "lasst" in V2 ist etwas unglücklich, ich werde den Vers ersetzen. Das ist aber auch der einzige Fehler, den ich erkennen kann. Zu den angeblich zu frühen Zäsuren hier (da gehe ich gleich auf Nummer sicher!) die Einleitung zur Übersetzung der Odyssee von Johann Heinrich Voß:

Zitat:
Sage mir, Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes,
Welcher so weit geirrt, nach der heiligen Troja Zerstörung.
Bei Klopstock oder Goethe würde ich viel mehr davon finden. Das kostet mich allerdings unnütze Arbeit. Hier aus dem Messias von Klopstock:

Zitat:
Sing', unsterbliche Seele, der sündigen Menschen Erlösung,
Im Schema habe ich nur die bD eingezeichnet (die Du mir als Fehler anstreichst), damit es übersichtlich bleibt. Alle Zäsurmöglichkeiten wollte ich oben gar nicht darstellen, kann ich aber bei Bedarf noch nachholen. Ich denke nur, das wird zu viel für den Anfang.

LG Claudi


EDIT:

Wer mag, kann an einer Übungsaufgabe teilnehmen. Wir machen Aufzählungssätze. Und ich betone nochmal, das dient nur zur Übung und soll nicht den idealen Hexa darstellen. Achtet nur darauf, dass die Zäsuren im Versfuß liegen. Der Schlussadoneus ist der einzige Versfuß, der direkt nach einer Zäsur liegen darf, d.h. hier geht es betont weiter.

Gurkensalat, Tomaten, Radieschen, keine Kartoffeln
Xxx X / x Xx / x Xx | XxxXx
__________________
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Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich
Abgestandenen Quark; darüber verträufele Wermut,
Bis aus dem Rührwerk, Burps! endlich das Bäuerchen kommt.

Geändert von Claudi (17.10.2014 um 17:25 Uhr)
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