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Alt 14.01.2015, 20:13   #7
Bodo Neumann
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Hallo Wolo (und der ganze Rest),

hui, dann begebe ich mich mal auf das Glatteis, das hier (in Werk und Kommentaren) ausgelegt wurde...

Zunächst gestehe ich, dass mein Kommentar weitgehend ironiefrei formuliert wurde. Claudis Kommentar hat dann meinen Blick vollkommen anders ausgerichtet. Ich habe mich gefragt, ob ich vielleicht zu rasch geantwortet, nur oberflächlich gelesen habe. Ich treibe mich einfach zu wenig in der Romantikecke herum.

Dann habe ich nachgedacht (kein Witz!), und glaube, dass man dein "Experiment" durchaus verschieden interpretieren kann:

1. Sichtweise: eher als "Lehrstück/Demonstration", denn das hier:
Zitat:
wunderschönen Tagen,
unvergesslichen Stunden
mit überwältigenden Sonnenuntergängen!

...

deinen schönen Augen,
deinen sich rötenden Wangen
und meinem großen Glücksgefühl!
sind ja wohl offensichtlich genau die hohlen Phrasen, die entweder bis zum Ende ausgelutscht sind oder schon immer nichtssagend waren.

Dagegen ist hier:
Zitat:
Aus goldenen Kalenderzetteln
weht mir heute das Echo jener
liebestollen Stunden entgegen,
in denen Funken des glühenden
Ozeans im Regenbogen deiner
trunkenen Pupillen verzischten.
die Sprache durchaus kreativer, stärker verdichtet und abwechslungsreicher. Zugegebenermaßen könnten diese Verse (vermutlich aufgrund der Dichte der Metaphern) auf den einen oder anderen kitschig wirken. Ich hatte vermutet, dass das in diesem "Lehrbeispiel" bewusst (zur Verdeutlichung) so weit getrieben wurde. Einzig das "golden" passt mir hier immer noch nicht. Gold steht für mich nicht für ein Gefühl - auch nicht für Wert. Eher ist es negativ besetzt (vorgegaukeltes Gefühl, falscher Wert).

2. Sichtweise: eher als Satire auf Autoren, die sich (sprach- und selbstverliebt) einem (pseudo)sprachrausch hingeben und dabei das vernachlässigen, was erzählenswert ist - das Leben wie es eben ist. Darauf deutet mMn vor allem diese Stelle hin:
Zitat:
deine Flugangst bei der Hinreise,
meine stürmischen Gedanken beim Bezug des Hotelzimmers,
genauso jenen Morgen, als der Zimmerservice zweimal vergeblich anklopfte...
Das sind Dinge, die ich tatsächlich für verdichtenswert halte - nur wird das dann wahrscheinlich kein romantisches Gedicht, sondern ein eher heiteres, selbstironisches, beschwingtes wasweißichdenn...
Ich denke, dass beide Genres ihre Berechtigung haben. Dasjenige, das von den Hürden des täglichen Lebens berichtet wie das, das sich dem vollkommen kopflosen Gefühl hingibt. Und in diesem Fall hätte ich eben schon gern eine Sprache, die mir das Denken abstellt und mich in das Gefühl hineinzieht - genau dafür brauche ich Bilder, an die ich anknüpfen kann, die aber nicht schon bis zum Erbrechen bemüht wurden.

So - jetzt hat sich Bodo quasi geoutet und nackig gemacht - jetzt seid ihr dran.

Gruß Bodo, (der Romantiktoni)
Nachtrag, da sich mein Kommentar mit Danas überschnitt:
Zitat:
Das wirst du nie erfahren.
Da ist es gerade schon geschehen.

Geändert von Bodo Neumann (14.01.2015 um 20:16 Uhr)
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