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Alt 16.11.2015, 20:56   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Servus Erich,

na ich weiß nicht, ich werde nicht so ganz warm mit dem Text und deiner Antwort an syranie.

Ich weiß es noch ziemlich genau, wie es bei mir war.
Ich war gerade im ersten Schuljahr, also sechs Jahre jung und habe auf dem Schulhof von den älteren Jungs die Worte "sexen" und "poppen" aufgeschnappt.
Und neugierig, wie ich war, und weil ich mit diesen Begriffen überhaupt nichts anzufangen wusste, habe ich natürlich zuhause nachgefragt.
Mein Vater bekam das mit und vertröstete mich auf das Wochenende, wo er mir versprach, mir das zu erklären.
Tja, und dann kam das WE und er hat mir das so ziemlich unverblümt beigebracht.
Meine erste Reaktion war Unglauben und meine zweite eine tiefe und erschütterte Empörung, weil ich glaubte, er hätte meiner Mutter damit etwas Unglaubliches und Schmerzhaftes angetan.
Und das habe ich dann sofort versucht mit meiner Großmutter zu besprechen, aber die hat auch nur empörend den Kopf geschüttelt und mich ziemlich im Regen stehen gelassen.

Meine Kinder wurden auch durch uns/mich aufgeklärt, aber das ist wesentlich später und sanfter geschehen und ich hoffe, es war nicht so ein Schock für sie.

Und genau so, wie sie an den Weihnachtsmann, das Christkind und die Zahnfee geglaubt haben, so glaubten sie zunächst auch an den Klapperstorch.
Ich finde auch gar nichts Schlimmes dabei, den Kindern solche Illusionen und Märchen zunächst mal zu lassen, vor allem, wenn man dabei die negativen Gestalten wie den bösen Wolf oder gar den Teufel aus dem Spiel lässt.

Ob du das jetzt glaubst oder nicht, ich wurde sehr durch die Musik geprägt und bei meinen Kindern fiel mir immer wieder ein Song ein.
Es war der "Logical Song" von Supertramp.

Aus urheberrechtlichen Gründen kann ich den jetzt hier nicht komplett veröffentlichen, aber zwei Zitate werden wohl erlaubt sein:

When I was young
It seemed that life was so wonderful
A miracle
Oh, it was beautiful, magical...

...

But then they sent me away
To teach me how to be sensible
Logical
Oh, responsible, practical...

Und da habe ich mir gedacht, zwischen diesen beiden Strophen gönnst du ihnen noch eine leichte, unbeschwerte Kinderzeit, denn es gibt nichts, wovor ich sie diesbezüglich beschützen müsste und was sie nicht noch früh genug erfahren würden.

Das hatte auch mit Verklemmung oder dem Beschützen kindlicher Unschuld überhaupt nichts zu tun.
Es gibt so viele Dinge im Leben zu entdecken und die Zeit wird kommen, um auch die anderen Fragen zu beantworten.
Das kann man auch nicht mit einem bestimmten Alter festmachen, denn es hängt immer nur von der Reife des jeweiligen Kindes ab.

Die Geschichte von den Bienchen und den Blümchen finde ich im Übrigen gar nicht so übel, zumindest nicht zur Gesprächseinleitung, denn wenn Kinder wirklich erfahren wollen, wo sie herkommen, dann ist das auf diese Weise ganz anschaulich zu erklären, weil der Geschlechtsakt als solches ja lediglich das Mittel zum Zweck darstellt.

Als meine damals sechsjährige Tochter auf einem Spaziergang ein kopulierendes Hundepärchen entdeckte und mich fragte, was die denn da machten, da sagte ich ihr, dass sie Hundebaby machen würden.
Sie nickte nur und war zufrieden. Mehr wollte sie gar nicht wissen und mehr habe ich zu diesem Zeitpunkt auch gar nicht gesagt.

Es mag sein, dass es manchen Menschen peinlich ist, mit ihren Kindern über Sexualität zu reden, aber ich glaube nicht, dass dabei der Schutz der Kinder im Vordergrund steht.
Ich glaube eher, dass sie sich selbst schützen wollen, denn sie müssten ja zugeben, dass sie das auch getan haben...

Irgendwie kommt mir dieser Text viel zu sehr mit dem erhobenen Zeigefinger und zu schulmeisterlich daher und ich fühle mich durch ihn auch nicht angesprochen.
Als Vater fühle ich da irgendwie anders. Erklären kann ich das nicht.

In S1/Z4 bitte noch ein "du" einfügen.


Auch wenn mich das jetzt nicht so ganz überzeugen konnte, habe ich das Gedicht trotzdem gern gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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