Hi, Thomas!
Gut geschrieben und logisch durchstrukturiert!
Einzig das Beispiel "Kolumbus" entbehrt nicht einer gewissen Ironie!
Schiller hatte damals noch der Volksmär geglaubt, Kolumbus hätte sich Amerika erträumt und es dann entsprechend auch entdeckt. Heute wissen wir, dass es der Seeweg nach Indien war, den er entdecken wollte, und dass der unbekannte Kontinent sozusagen im Weg lag. Kolumbus glaubte zeitlebens sogar, er hätte Indien gefunden, nannte die Eingeborenen entsprechend "Indianer".
Es ist also kein folgerichtiges Beispiel dessen, dass die Natur zu erfüllen wüsste, was der Genius sich erdenkt, sondern vielmehr eines dafür, dass man trotz eines Fehlschlusses große Entdeckungen machen kann - dass also sozusagen der falsche Weg an ein anderes, aber nicht weniger richtiges Ziel zu führen vermag.
Also wäre demzufolge Wissen die wahre Macht und seine Erlangung der oberste moralische Imperativ. Schiller wusste noch nicht, was wir heute über Kolumbus Motive wissen, und missdeutete den kausalen Zusammenhang für sein Beispiel. Dies widerlegt allerdings nicht seinen philosophischen Ansatz. Erst das Wissen verifiziert das Erdachte, erleuchtet es aus allen Positionen, um es zu bekräftigen oder zu widerlegen.
Darum findet auch alles "Böse", das geschieht, seine Ursache in einem wie auch immer gearteten Mangel an Wissen. Wissen um Ursachen, Wissen um Konsequenz, Wissen um Zusammenhänge, Wissen um besseres Wissen, usw...
Das gilt auch für die Geschichte: Ohne Wissen darum ist der Mensch verflucht, sie zu wiederholen ...
Das ist mir spontan zu deinen kundigen Zeilen eingefallen. Ist vielleicht Blödsinn, wer weiß ...
Sehr gern gelesen!
LG, eKy