Ach, jetzt verstehe ich - du meinst, dass es nicht
derselbe Reim sein muss in den beiden Quartetten!
Sorry - lange Leitung!
Nun, heutzutage ist man im Sonett freier. Okay, manche Freiheiten sind auch mir zu frei, aber gewisse Enschränkungen sehe ich gern ignorierbar:
1)Diese inhaltlich wie sprachtechnisch doch sehr einschränkende strikte Einteilung in These-Antithese-Synthese ist eine fürchterliche Kopfgeburt! Wer sich sowas einfallen lässt, hat das Sonett nicht verstanden - oder war SO gut, dass er neue Herausforderungen brauchte!
2)Die strikte Auftakt- und Kadenzenregel. Die meisten Sonette schreibe ich wie verlangt mit unbetonten Auftakten und weiblichen Kadenzen, einfach weil das gut zum "weichen" Stil des Sonetts passt. Manchmal aber verlangt der Inhalt einen anderen Duktus, und manchmal ist ein rhythmischer Wechsel der Kadenzen gar nicht so unsympathisch, wenn man die Sache etwas beleben will. Ein einziges Sonett mit betonten Auftakten ist übrigens hier dabei. Wer findet's?
3)Dieselben Reime in beiden Quartetten - das habe ich nie so recht verstanden, was daran so wichtig sein soll. Auch das ist eine heftige sprachliche wie inhaltliche Einschränkung, die dazu einlädt, Sprache zu verbiegen, um das, was man aussagen will, noch irgendwie hinzuschummeln! Schön ist anders.
Ich habe sogar schon vier- oder sechshebige Sonette geschrieben, aber die sind eine Ausnahme.
LG, eKy