Hi, Dana!
Ob das Werk groß ist, möge die Nachwelt entscheiden! (die bei derlei Dingen sehr gleichgültig oder ungnädig sein kann, wie tausende an sich würdige tote Dichter bestätigen könnten, die nie durch Zufalls Gnade an die Ufer später Popularität gespült wurden!
)
Ich bin fasziniert von der Personifikation des Todes! Dieser "klassische" Bruder Hein, das Skelett in schwarzer Mönchskutte mit Sanduhr und Sense, wird oft literarisch bemüht und mittlerweile auch durchaus gekonnt persifliert - meine Lieblingsversion ist "Tod" aus Terry Pratchett's Scheibenwelt, dessen irdischem Pendant er bedauerlicherweise mittlerweile selbst begegnet ist.
Hier bot sich der Seitenhieb auf (allzu) Gläubige an, obschon die Tod-Figur mittlerweile nicht mehr ausschließlich religiös interpretiert wird, eher als Urkraft oder kosmische Konstante, nicht mehr primär als Vollstrecker göttlichen Willens (siehe die 4 Reiter der Apokalypse: Tod und seine Gehilfen Krieg, Hunger und Pestilenz. Bei Dürer reiten sie als Gleichberechtigte nebeneinander. Das habe ich nie verstanden - die Logik gebietet, dass die drei anderen Diener des Todes sein müssen, die ihm ihre Ernte zuführen, bzw, sie erst ermöglichen.)
Dieser Tod hier ist seiner Arbeit müde: abgekämpft müht er sich weiter - dies ist wie das Gegenstück zu Dürers Bild, wo Tod mit seinen Vasallen wild galoppierend quasi "in die Schlacht" reitet. Dieses ermattet wirkende, eingesunkene Wesen scheint aus vergeblicher, viel zu langer Schlacht zurückzukehren, ein desillusionierter Überlebender, der sich nach einem Ende zu sehnen scheint - dies brachte mich auf den Gedanken zu diesem Sonett.
Vielen Dank für deine Gedanken!
LG, eKy