Er glaubt tatsächlich, er wäre Dichter...
Es ist schon schier unglaublich, was sie treiben
die neuen Federhelden dieser Zeit,
die glauben gar noch Lyrik hier zu schreiben
mit ihrer provokanten Billigkeit.
Geschlechtsorgane werden hingegrunzt,
weil irgendeiner sie zum Beispiel liebt,
das alles nennt sich dann die freie Kunst,
da es wohl nichts mehr gibt, was es nicht gibt,
wenn das dann auch nicht reicht, kommt ein Sonett,
wie Jesus es mit Jüngern trieb im Bett.
Es gäbe da viel mehr noch zu berichten,
vom Sport, den Satz zu biegen ohne Form,
was zwar zum Reimen reicht, doch nicht zum Dichten,
auch Rechtschreibfehler stören ganz enorm.
So fließt das gute Teil aus Schreibers Stift,
doch weil er selbst schon weiß, daß das nicht klappt,
hilft da nur eine krasse Überschrift,
die er dem Meisterwerk hat angepappt.
Der Möchtegernpoet ist gar nicht dumm,
er findet garantiert sein Publikum.
Wird er jedoch für seine Machenschaften
nicht hochgelobt, vielleicht gar kritisiert,
so scheint er das nur schwerlich zu verkraften,
weil er dann mit Empörung reagiert.
Er wurde von der Muse nicht getauft,
der Aushilfslyriker mit seinem Kram,
den er hier öffentlich als Kunst verkauft,
bedenkenlos im Ziel und ohne Scham.
Er glaubt tatsächlich, traurig aber wahr,
daß er ein Dichter wäre, ist schon klar…
Falderwald
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