Thema: LAUTERE LYRIK
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Alt 28.06.2016, 12:09   #179
juli
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Hallo eKy,

Nun bin ich in den 90igern, ich weiß nicht, ob das verrückt ist.... nein ist es nicht. Denn hier sind Überraschungen, und nu gucke ich weiter.

91) Der Tod Marats (Jacques-Louis David, 1793 )


Das Bild, ist fast ein Foto. Hier steht das Datum 1793. Ich bin Laie und kein Kunstkenner, aber ich staune, wegen der Genauigkeit und dem Detailreichtum. Der Hintergrund des Bildes ist fast schwarz, es ünterstützt die Aussage des Bildes. Hier hat sich ein Mann das Leben genommen, und zuvor seine letzten Worte auf ein Blatt Papier verewigt. Der Oberkörper des Toten ist bloß, auch dieses unterstreicht die Düsternis des Bildes und seine Aussage. Ein Freitod, ich sage bewußt Freitod, weil Selbstmord gewaltättiger ist, denn das Wort Mord bezeichnet ausnahmslos Gewalt und wirkt brachial und selbstzerstörend. Freitod ist der Weg seinen Körper in ein Jenseits zu befördern. Es ist neutraler und nicht mit dem Sinn der "Gewalt" vermengt. Wobei das Ergebnis ja das Gleiche ist und die Hinterbliebenden, wenn sie denn da sind, schutzlos und trauernd hinterläßt. Der sich selbsttötende Mensch muß schon sehr alleine und verzweifelt sein. Letzendlich ist der Freitod ein Hilferuf!

Dein Sonett, beschreibt zwei Seelen in der Brust, des sich Toten. War Marat ein besonderer Mensch? Welche Lebenentscheidungen hatte er zu fällen? Im Alter ist schwer, die eigenen Leiden und Kümmernisse zu ertragen, und wenn sein Gehirn noch fit war, der Verstand wach und der Körper ihm immmer mehr Freiheit raubte, vielleicht hat er ja die schwindende Körperlichkeit und seinen wachen Geist und seinen Verstand nicht mehr zusammengebracht. Man kann nichts mit auf die andere Seite nehmen....Er hinterließ nur letzte Worte.... ich weiß nicht, ob die verzweifelt waren.

Beides zusammen, macht nachdenklich. Du fragst viele Fragen. Die Feder sicherlich hier im Leben ein Sprachrohr und wie du sagst "Gift", das heißt seine Begabung Worte für Etwas zu finden war auch gleichzeit seine Pein. Sehe ich das richtig? Das Sonett ist nicht leicht für mich zu entschlüsseln. Es ist ein trauriges aufrüttelndes Werk, und die Frage am Ende hinterläßt mich grübelnd.


92) Verbrannter Wald (Akseli Gallen-Kallela, 1904)


Das Bild, zeigt berbrannte hohle Bäume, die einst ein schöner Wald waren. Der Amazonas wird abgeholzt wie nichts Gutes. In Europa gibt es, ich glaube nur noch in Polen ein Stück Urwald. Bäume sind die Lunge für uns Säugetiere, wir Menschen brauchen den Sauerstoff. Die Vielfältigkeit und Schönheit ist mit einem Feuer dahin. Sicherlich kann man sagen, das feuer auch eine Erneuerung bedeutet, aber wie lange braucht so ein Baum um so schön heranzuwachsen? Dieses Bild zeigt auch durch seine bleichen Farben der Asche, wie trostlos so ein Platz werden kann.

Dein Sonett, ist traurig und hoffnungsvoll zur gleichen Teilen, weil aus der Asche wieder etwas neues wächst. Es erinnert mich an Phönix aus der Asche. Ja es stimmt, wenn nicht zu viele Bäume vernichtet werden, ist ein feuer eine Erneuerung, und die ehemals großen Bäume dienen mit ihrer Asche neuem Wachstum für ihre eigenen Samen. Schleswig - Holstein ist das Bundesland mit dem wenigsten Wald in Deutschland, um so mehr schätze ich ihn und jeden Baum auf meinem Grundstück.

Beides zusammen, ist klar und verdeutlicht das Wunder der Natur, deren Sterben und Wiederwachsen.

Liebe Grüße sy

Geändert von juli (28.06.2016 um 20:10 Uhr)
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