Thema: Buchenfrieden
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Alt 12.08.2017, 13:42   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Koko, Sy!

Vielen Dank für eure freundlichen Worte!


Hi mallarme!

Rilke ist mein großes lyrisches Vorbild, keine Frage. Die Ähnlichkeiten liegen zum Teil auch daran, dass einem nach 10 Jahren des Schreibens so langsam die Themen ausgehen, die einen inspirieren, und man kehrt vermehrt zu den besonderen Lieblingsthemen zurück. Dabei muss man sehr aufpassen, sich nicht auch verbal zu wiederholen - die möglichen Vokabeln und Phrasen sind eben leider nur endlich kombinierbar ...

Meine Lieblingsthemen sind eben Natur (und dabei vor allem Dämmerung, Bach/Fluss und Wald), Stadt (meist kritisch und/oder negativ beschrieben) und Menschen - und das in allen nur erdenklichen Variationen und Paarungen. Dazu kommt, dass ich mich im Grunde weniger für Thematiken interessiere als vielmehr für die Schönheit und Perfektion der Sprache an sich und wie man sie erreichen kann.

Da ich sehr isoliert lebe (ich spreche, abgesehen von meinem Beruf, vielleicht einmal oder zweimal wöchtentlich ein wenig mit einem anderen Menschen) und sehr selten das Haus verlasse, kommen mir auch nicht mehr so viele Inspirationen unter, da ich zumeist täglich dasselbe sehe. Mit zunehmendem Alter bemerke ich, dass sich mein Leben mehr und mehr im Kopf abspielt denn in der wirklichen Welt. Nicht dass mich das störte ...

Ab und zu experimentiere ich durchaus: Wenn du das obige Sonett betrachtest, wirst du bemerken, dass es sich nicht an die geltenden Sonettregeln hält: Der umarmte Reim in den Quartetten wird nicht wiederholt. Ich spiele also durchaus mit den Formen, nur vielleicht nicht so auffallend wie junge Leute, denen ich das Anrennen gegen Bewährtes gern überlasse (weil es mir zumeist eben auch nicht gefällt, was dabei so rumkommt!).
Und wenn du mein Archiv mal ein wenig querliest, wirst du feststellen, dass es viele Nichtsonette und zum Teil recht eigenwillige Formen darunter gibt, vor allem je weiter man zurückgeht.

Ansonsten halte ich mich ans reimliche Dichten mit Rhythmus und Strophenstruktur, einfach weil mir das optimal zusagt und am besten gefällt in Sachen Wortkunst. Ich habe als Teenager sogar mal ein paar Wochen versucht, "modern" zu schreiben - es gefiel mir immer weniger, je länger es dauerte! Also ließ ich es wieder. Danach ließ ich mich von "Experten" ins Bockshorn jagen, die mir erzählten, für die klassische Dichtkunst würde sich heutzutage (in den Achtzigern) keiner mehr interressieren - also hörte ich 24 Jahre lang ganz auf zu schreiben! Erst 2005 stolperte ich zufällig über meine "Jugendsünden", erinnerte mich und begann - mit gehörig mehr Lebenserfahrung und elaborierterer Sprachhabung - erneut zu dichten. Et voilá - es war viel besser als mein damaliges naives Halbstarkengeschreibsel! - Dennoch habe ich dank meiner Gutgläubigkeit und der Arroganz von Besserwissern 24 potentiell produktive Jahre unwiederbringlich verloren.

Ich hoffe, ich konnte einiges damit erkären.

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (12.08.2017 um 14:11 Uhr)
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