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Alt 05.09.2011, 21:24   #9
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Moin Stimme,

du bist aber schnell.
Erwarte bloß nicht, daß ich da Schritt halte.
Mein Wort halte ich aber, auch wenn ich ein wenig hinterhinken muss.
Also, auf geht's...

Zitat:
Kühles Kalkül

Er würde sie bedenkenlos verkaufen,
den Teil von sich, als „Seele“ gut bekannt;
Gefühle hat er längst aus sich verbannt,
da ohne sie Geschäfte besser laufen.

Investitionen muss er kalkulieren,
berechnen, ob ein Risiko besteht,
dass jemand anders reich nach Hause geht,
um seine Zukunft dreist zu okkupieren.

Gedanklich schwelgt er süß in kalten Träumen,
zumindest, bis die Wirklichkeit ihn weckt.
Für Menschen ist kein Platz in leeren Räumen,

in denen Mars und Mammon sich zerraufen.
Die Emotion indes hat sich versteckt –
besteht sie nicht aus einem Trümmerhaufen?
Tja, das würde er wohl, da es die Seele aber nicht gibt, wäre das ein Handel mit leeren Händen. Letzteres könnte er höchstens an der Börse machen.
Gefühle hingegen kann man sich beim Geschäftemachen überhaupt nicht leisten, diese wirkten nur kontraproduktiv.

Ein Risiko besteht natürlich immer, aber bei einer guten Kalkulation lässt sich dieses sicherlich minimieren, dafür muss man ein Näschen haben.
Und ein wenig Selbstbewusstsein gehört schon dazu, um seine Zukunft fest in beide Hände zu nehmen und besser als die anderen zu planen.
Also herrscht hier "Kühles Kalkül" vor. Investionen jeglicher Art, also auch die wenigen noch vorhandenen Gefühle, müssen schon gewinnbringend angelegt werden.

Ob die Träume kalt sind, in denen er süß schwelgt, ist eine Frage des Standpunkts. Von außen betrachtet ist das vielleicht so, aber für ihn sind sie jedenfalls süß und können durchaus vom Feuer seiner Leidenschaft herrühren.
Weshalb den ersten beiden Zeilen des ersten Terzetts auch meine inhaltliche Kritik zukommt, denn sie beinhalten eine sehr subjektive Sicht.
In der dritten Zeile wollen mir die "leeren Räume" nicht gefallen.
Wenn sich dort der Gott des Krieges und der Mammon bekämpfen, können sie nicht leer sein.

Ich schlage deshalb vor, aus "kalten Träumen" "seinen Träumen" und aus "leeren Räumen" "kalten Räumen" zu machen.
So wären beide Kritikpunkte aus der Welt.

Die kalten Räume symbolisieren dann auch schon die fehlenden Gefühle, die sich versteckt haben.
Ja, manchmal könnte man meinen, daß die gefühlte Menschlichkeit in Wirklichkeit nur ein großer Trümmerhaufen ist.

Aber war das nicht zu allen Zeiten so?
Haben die Menschen nicht schon immer nur ihren Vorteil gesucht und alle verfügbaren Mittel dafür eingesetzt?
Heute jedoch sind die Methoden viel subtiler geworden, so daß es nur recht und billig ist, dieses "Kalte Kalkül" noch einmal ins Bewusstsein zu rufen.

Und ich denke, das ist im Großen und Ganzen gelungen.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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