Thema: Ioni geküsst
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Alt 10.09.2015, 04:26   #5
Claudi
Senf-Ei
 
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Hi Bodo,

Zitat:
"unbeholfen" wolltest du sagen...
nene, was ich sagen wollte, war: undogmatisch, vorurteilsfrei, aufgeschlossen.


Zitat:
Hast du aber (spaßenshalber) auch mal meine Lesart ausprobiert?
Hab ich. Und ich muss sagen, wenn man nicht weiß, worauf es hinauslaufen soll, könnte man genauso drei Senkungen vermuten. Je fester man mit dem Reimgedicht verwachsen ist, umso größer ist vermutlich die Wahrscheinlichkeit. Ich schätze, vor einigen Jahren hätte ich diese Variante auch für die einzig mögliche gehalten.

Dass Du die Verse, nachdem Du wusstest, was ich im Sinn hatte, aber auch mit Doppelbetonung lesen konntest und sie mir jetzt nicht um die Ohren haust, freut mich.

Nun ja, die Wörter fielen mir in Wolos Gedicht auf, weil sie sich so schwierig in ein "normales" metrisches Schema fügen. Notfalls könnte man sie in einem daktylischen Reimgedicht verwenden. Wirklich gute Daktylen sind es nicht, aber der Gleichklang setzt so starke Reize, dass das Ohr solche metrischen Unebenheiten nicht so deutlich wahrnimmt. Da lässt sich eine schwere Silbe schon mal in eine Senkung drücken bzw. eine leichte auf eine Hebung stellen, wenn ansonsten das Metrum stimmt.

Der Bewegungsvers ist viel sensibler gegen solche "Unreinheiten". Im Hexameter wäre so ein XXx-Wort, wenn er denn gut sein soll, nicht zu gebrauchen. Die einzigen beiden Möglichkeiten, die ich bis jetzt für solche sperrigen Wörter gefunden hatte, waren Plätze direkt über einer Zäsur, z.B. im Pentameter oder der asklepiadeischen Ode.

Na ja, und aus diesen Überlegungen ergab sich diese kleine Spielerei. Der nächste Schritt wäre jetzt, Bewegung in den lahmen Gaul zu bringen. Es gibt ja noch genügend andere Versfüße, die zusammen mit dem Ionikus einen schönen Vers ergeben könnten. Ob das im Deutschen jemals Bedeutung findet, ist mir, ehrlich gesagt, piepegal. Auf jeden Fall schärfen solche Übungen die Wahrnehmung, und ein Sinn für Feinheiten kann ja auch beim Reimgedicht nicht schaden.

Mal sehen, wie es weitergeht.

LG Claudi
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Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich
Abgestandenen Quark; darüber verträufele Wermut,
Bis aus dem Rührwerk, Burps! endlich das Bäuerchen kommt.
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