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Alt 27.09.2009, 20:11   #3
Blaugold
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hallo larin

du schreibst
ich denke, goldmarie ist das symbol für das bewusstwerden von notwendigkeiten, sinnhaftigkeiten. dahinter müssen eigene vorhaben und pläne zurückstecken. doch die geschichte lehrt uns, dass genau dadurch das "glück" der goldmarie begründet wird: dass sie erkennen kann, was jeweils als nötigste handlung und hilfe zu tun sei! es fällt letztlich auf sie selber zurück, dass sie aufmerksam durchs leben gegangen ist.

und wahrscheinlich siehst du in dieser Metapher der Goldmarie ganz ähnliches wie ich, wie vielleicht überhaupt dieses Märchen von Goldmarie und Pechmarie oder Frau Holle von einer geistigen Haltung gegenüber der Umwelt zeugt. Du gehst aber mit der Interpretation der Geschichte eigentlich schon einen Schritt voraus, meiner Meinung nach vorschnell. Denn das Maß der Liebe zu dem, was zeitnah getan wird, quasi hier und jetzt, ist nicht das Tun, weil es eine Belohnung gibt. das wäre dann nur ein Geschäft. Mit dieser Ansicht ging ja Pechmarie auf den Weg: Sie wollte die Belohnung und tat bewusst, im Sinne von wenn (ich eine gute Handlung tue) dann (bekomme ich die Belohnung) Goldmarie alles nach.
Goldmarie handelte ohne gedankliche Aussicht auf Belohnung, oder nicht?

Ich meine mit "Kelch im Geist" eine Metapher, die auch und nicht nur in christlicher Kultur (Heiliger Gral) die Liebe aufnehmen und weiterreichen kann, die aus sich selbst schöpft und deshalb eben keinen Antrieb der Belohnung heißt benötigt, sonst wäre sie ja korrupt! (bzw. dann wäre es nach meinem Dafürhalten keine Liebe!!)
Ich möchte dazu noch ergänzen, dass mich das Pathos der Selbstaufgabe nicht interessiert und ich nichts davon in mein Gedicht schrieb. weder in kirchlicher Hinsicht, noch in Gefühlsduseleien. Goldmarie gibt nichts von sich auf, sie handelt in Liebe, weil sie ein Kelch ist. Pechmaries Handeln wird nicht von Liebe getragen, denn Liebe ist nicht eine Sache des Wissens, des Bewusstseins, das geplant ein Ziel verfolgt. Geist ist meiner Ansicht nach nicht gleichbedeutend mit Ego.
verstehst du, wie ich es meine?

Das Gedicht vermischt zielgerichtete Liebe, bestimmten Menschen gegenüber, also Beziehungsliebe mit der Frage, ob dies die Liebe ist. Auch Terrorristen z.B. lieben in diesem Sinn Frau und Kind und Ideen.
Doch die Liebe führt keinen Terror durch.
"Das Klatschen einer Hand" ist ein Koan, denkt man um die Antwort darüber nach, kommt man mit allem Wissen nicht weiter. Wenn sich das Denken davon entfernt, also aufhört, bleibt in dem Augenblick zwar der Geist im Hirn, aber keine Gedanken (Nachdenken) mehr.
Auch meine Metapher wann es in der Finsternis anfängt zu dämmern, ist was Ähnliches. Denn, fängt die Dämmerung an, ist es keine Finsternis mehr.
Wenn sich Liebe so verhält, wie Pechmarie - ist es dann ein bisschen oder eine Art Liebe oder gar keine?

Es freut mich sehr, dass du dich ins Gedicht gelesen und gehört hast. Vielleicht habe ich mit meinen Erklärungen den Inhalt etwas erläutert.


Blaugold

Geändert von Blaugold (27.09.2009 um 20:15 Uhr)
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