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Alt 22.02.2009, 09:33   #8
Klatschmohn
MohnArt
 
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Frau von Limpisch erwartete sie am gedeckten Kaffeetisch im Wintergarten des Hotels. Dort war es angenehm warm! Mannshohe, große grüne Pflanzen schützten vor der Sonne. Frau von Limpisch trug ein dunkelblaues elegantes Kostüm. Trixi saß auf ihrem Schoß und schlief. Die beiden setzten sich. Sie waren ein bisschen stolz. Ohne sie würde die alte Dame nicht hier sein können. "Kaffee, oder lieber Tee?" fragte Frau von Limpisch freundlich. Die junge Frau in einer Tracht, die hier im Hotel alle Serviererinnen trugen und der Westerwälder Tracht nachempfunden war, nahm die Bestellungen auf und kam bald darauf mit verschiedenen Kuchen und Getränken zurück. Die Damen bedienten sich. Hilde und Marie erzählten nun ihre Geschichte, wie sie alles bemerkt hatten und die alte Dame berichtete von ihrer Zeit im leeren Haus. "Unglaublich, wir sind ein paar Male daran vorbeigegangen und haben nichts bemerkt." "Es sind sicher eine Menge Leute vorbeigegangen. Wie soll man denn auch wissen, dass ich da festgehalten werde. Zum Glück ist ja alles noch einmal gut gegangen und das habe ich Ihnen und meiner Trixi zu verdanken."
Die Damen unterhielten sich angeregt und die Zeit verging wie im Flug. Sie bemerkten Rolf Weiner erst, als er an ihren Tisch getreten war und Frau von Limpisch überschwänglich begrüßte. "Ach Rolf, hier sind meine Retterinnen. Ich würde noch immer in Gefangenschaft schmoren, wenn die Damen nicht so aufmerksam gewesen wären. - Ich vergaß, Ihr kennt euch bereits. Komm und setze Dich zu uns. Wo warst Du heute, was hast Du gemacht?" "Geschäfte Luise, wenn man selbstständig war, kann man nicht so einfach aufhören. Ich freue mich auf jeden Fall, dass Du wieder heil bei uns bist und dass es Dir gut geht. Wir haben große Sorge um Dich gehabt."
"Ja, ich bin dankbar, dass ich das überstanden habe. - Ihr seid doch so lieb und nehmt Trixi auf einen Spaziergang mit? Ich will mich ein noch ein bisschen ausruhen, bevor es zum Dinner geht." "Selbstverständlich, meine Liebe. Wir tun was immer Du möchtest." Er gab ihr einen leichten Kuss auf die Stirn und verabschiedete sich mit einer leichten Verbeugung." Frau von Limpisch blickte ihm nachdenklich nach. "Ein netter Mann“, meinte Hilde Braun. "Ja, ja, das ist er wohl, ganz bestimmt!" antwortete Luise von Limpisch leise.
Die Stimmung hatte sich verändert. Die alte Dame bat um Verständnis, sie wollte sich noch ein wenig hinlegen. "Aber Morgen", sagte sie, "morgen, sehen wir uns wieder. Ich will noch wissen wie ich Ihnen eine Freude machen kann."

Als sie endlich alleine war, schalt sie sich selber: "meine Güte bist du misstrauisch geworden, damit wirst du noch alle Leute verprellen, das ist das Geld doch gar nicht wert."
Sie dachte an ihren Mann, den sie auf einmal schrecklich vermisste. Plötzlich war er gestorben. Ein Schlaganfall wie es hieß, von jetzt auf gleich. Er war doch immer so gesund gewesen, hatte Sport getrieben, Diät eingehalten. Auf einmal war er tot gewesen.
So hatte sie ihn auch noch verloren. Erst ein paar Jahre vorher war ihre Schwester gestorben. Ein herber Verlust! Mit ihrem Ehemann zusammen war sie bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Ein tragischer Unfall, den sich niemand erklären konnte: Am hellen Tag waren sie mit ihrem Wagen von der Straße abgekommen. Beide waren sofort tot. Matti stand damals gerade kurz vor wichtigen Prüfungen im Studium. Der Tod der Eltern hatte ihn völlig aus der Bahn geworfen. Das Studium hatte er dann geschmissen. Genug Geld hatte er ja. Von seinen Eltern hatte er ein ganz hübsches Vermögen geerbt. - Aber wenn er so weitermachte!

Sie hatte erst so spät Kontakt zu ihrer Schwester Lissi gefunden und dann war sie eine große Bereicherung in ihrem Leben geworden. Durch Lissi hatte sie auch ihren Mann kennen gelernt.
Nach dem Tode ihres Mannes hatte sie das ganze Vermögen geerbt und musste sich nun durch alle Finanzfragen kämpfen. Sicher, sie hatte Hilfe von ihren Steuerberater. Schon dessen Vater hatte die Finanzen der Familie geregelt, als ihr Mann noch da war. Jetzt hatte sich der Senior aus der Arbeit zurückgezogen und seinem Sohn Mark das Feld überlassen. Zuweilen beriet er sie noch bei finanziellen Transaktionen. Früher hatten die Familien mehr privaten Kontakt gehabt. Mark war etwa 10 Jahre älter als Matti. Sie beiden jungen Männer waren eine Zeitlang locker befreundet gewesen, dann hatte es aber ein Zerwürfnis gegeben. Kein Wunder, dachte sie, Mark ist sehr ehrgeizig und Matti war wohl genau das Gegenteil. Sie seufzte. "Wer kann von dem Geld wissen?" fragte sie sich. Sie nahm den Briefblock, der mit dem Aufdruck des Hotels versehen war, einen Bleistift und begann Namen aufzulisten und in Beziehung zu setzen.




Fortsetzung folgt
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Geändert von Klatschmohn (22.02.2009 um 09:37 Uhr)
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