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Alt 17.11.2012, 13:38   #10
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Ibrahim!

Und grade WEIL du das "unbedingt" unterbringen willst, wird es leider kein Werk sein, das man in hundert Jahren vielleicht noch zitiert.

Bedenke dies: Alle Gedichte, die die Zeitenläufte überlebt haben und sozusagen Teil des deutschen Sprachgutes geworden sind, haben das nicht wegen irgendwelcher speziellen Intentionen ihrer Autoren geschafft, wie sozialkritische Aussagen oder auf Kosten des Gesamteindrucks unbedingt unterzubringenden Bildern. Sowas kann - mit zunehmender zeitkultureller Distanz - irgendwann ohnehin kaum mehr nachvollzogen werden.
Nein, wenn sie heute noch im allgemeinen Sprachschatz gebildeter Schichten sind, dann ihrer sprachlichen Perfektion wegen, die die Gefühlsebene des Lesers perfekt mit dem Inhalt kurzzuschließen weiß, und manchmal sogar nur wegen der magisch schönen Sprache an sich.

Ich sage nicht, dass man ALLES der Sprache unterordnen sollte, aber gerade bei Lyrik scheint sie mir nun mal das Wichtigste überhaupt zu sein, besonders bei diesem hypnotisch getragenen, fließenden Stil.

So, Ende der kleinen Vorlesung. Nun mach weiter, wie du meinst....

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
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Geändert von Erich Kykal (17.11.2012 um 13:40 Uhr)
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