HI Thomas!
Mallarme weiß nicht, dass wir beide Dichter sind, die großen Wert auf sauberen Takt legen. Seine letzte Zeile wäre natürlich überlang.
Zum Ende hin ist das zwar nicht so tragisch, aber es bleibt eben Geschmackssache.
Auch mir gefällt das Gedicht sehr - und hoffe zugleich zutiefst, es möge nicht autobiographisch sein ...
Zugleich berückend wie verstörend ist der lapidare, unaufgeregte Stil, der den Ablauf schildert. Irgendwo zwischen schicksalsergeben und niedergeschlagen entrollt sich hier ein Lebensende, wie es jeden treffen kann. Gerade das macht es auch beängstigend und zugleich unwiderstehlich.
Die Conclusio fasst es gekonnt zusammen: Der Tod ist immer gleich um die Ecke - und wird doch so gern verdrängt. Man beschäftigt sich in der heutigen Gesellschaft nicht mehr gern damit. Er ist nicht mehr Teil des Lebens, sondern ungeliebte Unausweichlichkeit, eine Art aufgezwungene Perversion, mit der man sich nicht mehr abfinden will - aber muss.
Eine Konsequenz des westlichen Denkens vom Wert des Individuums: Da wir jeden Menschen als einzigartig - und damit auch als einzigartig wertvoll - erkennen, will sich derjenige, der dies auch zur eigenen Person verinnerlicht hat, sich nicht mehr mit dem Ende abfinden, mit der Sinnlosigkeit aller gesammelten Erfahrung und Lebensweisheit, die unwiederbringlich verloren geht - vor allem, wenn man gebildet ist und sich schwertut, noch an ein Leben "nach dem Tode" zu glauben.
Aus dieser Zwickmühle gibt es allerdings kein Entrinnen - außer es gelingt irgendwann tatsächlich, den menschlichen Geist dauerhaft in dieser Realität zu konservieren - für uns ist das allerdings hypothetisch, zu unseren Lebzeiten wird es diesen Durchbruch sicher nicht geben, und wenn, könnte wohl kaum ein Normalsterblicher sich das leisten.
Sehr gern gelesen!
LG, eKy