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Alt 29.05.2017, 12:43   #9
AAAAAZ
Wortgespielin
 
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Hi Kokochanel,

Peer Steinbrück konnte mich z.B. an dieser Stelle nicht enttäuschen, sondern nur bestätigen.
Nun, er steht zwar noch nicht mit Herrn Schröder auf der Bühne, und ich bin kein Fan, doch nach Niederlegung seines Bundestagsmandates hat er schon innerlich den gefühlten Till Eulenspiegelstatus in sich stecken. Und das tut er spätestens mit seinem beruflichen Ansinnen allen kund. Damit alleine hat er sich schon vom irdischen Dasein eines Parteisoldaten gelöst. Selbst schuld, wenn die Partei in diesem Stadium im Wahlkampfendspurt auf ihn setzt und ihn aufs Podium und vor die Kameras hieft. Das ist doch klar, dass ein angehender Kabarettist spätestens dort unweigerlich in einen ordentlichen Interessenskonflikt geraten muss. Ein Gazprom Gerhard wird auch nicht mehr für Umwelt und Soziales zur Verfügung stehen.
Wer Peer Steinbrück schon einmal erleben durfte, kennt seine Tendenz zu kernigen Sprüchen, mit welchen er durchaus zu spalten und vor den Kopf zu stoßen weiß. Mit z.T. eitler Rhetorik weiß er sich gehörig zu inszenieren. In der neuen Rolle jedoch wird er auf der politischen Bühne zunehmend unberechenbar und steht in solchen Momenten einem Erdogan und einem Trump in nichts nach. Steinbrück heißt nicht Schmidt, der mit der Zeit Weltmann geworden und ein Parteisoldat geblieben ist.
Und auch ein Machtpolitiker wie Schulz muss seine neue Rolle (er)finden. Sein couragiertes und markiges Auftreten als EU-Weltpolitiker hat mit deutschem Provinzinteresse nicht viel gemeinsam. Rollenwechsel bei allen Beteiligten,
Außerdem entspricht der schonungslose Umgang z.B. bei einer internen Parteikrise nach solch einer Wahlschlappe durchaus der alten Parteitradition, sich im Stile der Siebziger Jahre gruppendynamisch die Wunden zu lecken. Wenn es sein muss bis aufs rohe Fleisch. Ein Kabarettist verspürt dabei sogar Lust, kann er doch direkt mal sein Süppchen daraus kochen.
Und einige Wähler empfinden darin die tiefste Ehrlichkeit und Authentizität ihrer Herzenspartei. Sie machen deshalb genau dort ihr Kreuzzeichen.
Während ein Lindnermythos unisono aufgebaut wird, kneift auch ein Seehofer rechtzeitig die Backen zusammen und flötet in Harmonie. Das ist politische Disziplin und Kalkül.
Nein, hier war die SPD eindeutig zu dumm, den Bock zum Gärtner machen zu wollen. Peer hätte nicht mehr mitspielen dürfen, ganz einfach. Und der neue Peer wird ordentlich vom Leder ziehen müssen, um nicht in den Verruf geraten, Parteikabarett machen zu wollen. Die Partei sollte auf ihn reagieren, wie auf jeden anderen Politclown auch, d.h. ohne falsche Solidaritätserwartungen.
Dein ,,Heul doch" Ende wird einen Steinbrück nicht mehr erreichen, das solltest du der SPD als Vorschlag einreichen.
Lieben Gruß, AZ

Geändert von AAAAAZ (30.05.2017 um 00:11 Uhr)
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