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Alt 21.10.2017, 14:45   #1
Felix
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Standard Die Klage des Hephaistos

Ich, Sohn des Donnerers Zeus und der ehebeschützenden Hera,
weithin berühmt als Schöpfer unsterblicher Werke in Hellas,
klage euch an, ihr olympischen Götter, des Frevels und Spottes!
Dich zuerst, Vater Zeus, dem ich das Szepter, die Keile des Donners
kunstvoll geschmiedet, und dich, Mutter Hera, die immer noch mächtig,
stets zwar betrogen vom göttlichen Gatten, sitzet auf goldenem
Thron, der von meinen Händen zu deinem Ruhme geschaffen.

Eure weithin treffenden Pfeile, Apollon und Eros, die
schimmernde Rüstung für dich, Bruder Ares, Geschmeide und Waffen,
selbst die Ketten, mit denen Prometheus an Felsen gefesselt
leiden musste, bis den Titanen Herakles erlöste,
Helios, wem verdankst du den rollenden Wagen, Achilles,
wer, du unsterblicher Heros, schuf auf dem Amboss den Schild und
tödliche Waffen und wessen Schmuck, Harmonia, verzierte
glanzvoll den Hals der glücklichen Braut bei der Hochzeit in Theben?

Ares, du hast dich erkühnt, meine Gattin frech zu verführen,
wähntest mich arglos und auch Aphrodite schlang ihre Arme,
nimmer des listigen Gattens zaubrische Kunst bedenkend,
gierig um dich und wehrlos zappelt ihr nun gefangen im
Netz des Gehörnten und müsst es erleiden, dass Götter den Stab
über euch brechen und bitterste Strafen für Taten ersinnen.

Hinkend und zürnend schleppt ich die beiden vor Jovis Thron.
Alle olympischen Götter, auch die Göttinnen sahen in
Wollust verknotet die Brecher der Ehe mit eigenen Augen,
erst war es still und mit Staunen schauten sie alle auf Ares,
dann auf mein Weib, das sich mühsam wand in unlösbaren Fesseln.
Schon erbebte die heilige Halle, doch nicht, wie ich dachte,
zornesgewaltig, unheilverkündend - nein, die ganze Bande lachte!

Resümee

So entstand das geflügelte Wort „Homerisches Gelächter“,
die Götter, so scheints, sind keine Kostverächter.
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