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Alt 05.01.2016, 11:59   #9
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Chavi!

Ich habe es so gelesen, dass es passt, und mit dem richtigen Sprachrhythmus geht es auch, das gebe ich gerne zu. Aber es "rollt" einfach nicht so glatt wie mit gleichbleibend betonten oder unbetonten Auftakten. Es ist immer etwas, auf das man "sich einstellen" muss, weil es eben kein natürlicher Fluss ist. In diesem Falle zwingt es zu einer Pause am Ende von Z1. Es bleibt eine Obstruktion, und ich denke, die meisten, die beim Lesen das erste Mal an diese Stelle kommen, machen die nötige Pause erstmal nicht und stolpern oder stutzen zumindest. Wenn man es erst einmal weiß, ist es kein so großes Problem mehr. Aber Spass beim Lesen macht es keinen, so zumindest empfinde ich es.

Ich bemühe mich stets, solche Stellen zu vermeiden, damit der Leser einen durchgehend unbehinderten Lesegenuss hat, wenn er erst einmal "im Rhythmus" ist, das mag erklären, warum ich bei einer "anderen" Struktur eher ungnädig reagiere. Ich entschuldige mich, sollte ich zu heftig gewesen sein.

Ich persönlich bevorzuge den unbetonten Auftakt, er ist weicher, lyrischer, harmonischer im Zeilenwechsel. Betonter Auftakt hingegen klingt zwar härter, aber auch beschwingter, energischer.
Sie zu mischen, bleibt immer schwierig, und wenn, sollte der Wechsel streng regelmäßig verlaufen, um so erneut einen gleichbleibenden Rhythmus zu schaffen. S2Z1 hat diese Ordnung bei dir gestört - und tut es in deiner Version immer noch. (weiterer Vorschlag zur Behebung dieses Umstandes: "Ein Sturmsignal aus tausend Blitzen")

LG, eKy

PS: Hier nochmal - ohne unterbrechende Kommentare - zum Vergleich die durchgehend unbetont taktende Version aus meiner ersten Antwort:

Den Kopf gesenkt, so wie von Trauer,
erblicke ich des Glases Grund,
erkenne meines Lebens Mauer,
beschwöre meine letzte Stund.

Ein Wirbel wie aus tausend Blitzen
bricht jäh in die Gedanken ein,
erwägt sofort die Flammenspitzen,
verdammt zugleich den Feuerschein.

Erwacht aus allen Fantasien,
zerbrech ich an der Wand das Glas,
befreie mich aus Agonien,
entscheide mich für Zeitenmaß.
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Geändert von Erich Kykal (05.01.2016 um 12:07 Uhr)
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