Thema: Am Lagerfeuer
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Alt 22.03.2009, 12:48   #27
Blaugold
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hallo larin

Du stellst interessante Fragen, die ich natürlich nicht so beantworten kann, damit sie unumstößlich sind.
Um zur Definition Präkognition zu kommen muss zuerst Kognition verstanden werden. Ich meine mit dem Begriff sämtliche Gehirntätigkeiten wie Imagination, Planen, Sinn finden usw.
Auch eine Präkognition ist nichts anderes in Fakt. Ein Denken vor dem Denken bleibt ein Denken! Was du vermutlich meinst, ist ein "Blick" in die Zukunft, also eine Erkenntnis, dass etwas noch nicht eingetroffen ist, es aber schon "gesehen" werden kann. Auch das ist vollkommen belanglose Parameterverschiebung: Es kann nur etwas wahrgenommen werden, das schon ist. Wenn eine Zukunft schon ist, ist sie gegenwärtig. Also ist sie keine Zukunft. Jeder kann das an einem Beispiel nachvollziehen: Lies ein Buch und schlag die Letzte Seite auf. Dann beginn von Anfang zu lesen. Jetzt hast du eine "Präkognition", ein Wissen, wie das Buch zu ende geht schon beim Lesen der ersten Seite.
Ich weiß, das trifft wohl nicht ganz deine Frage. Es steht aber in Relation zum Wissen und Denken. Das Buch ist dein gesamter Inhalt deiner Erinnerungen. und deiner Sinngebung. Präkognition, also die Fähigkeit etwas in der Welt vorauszusehen ist keine Kunst!
Angenommen, du weißt noch nicht, dass aus Samen, zB. eines Apfels, ein Baum herauswächst, dann beindrucke ich dich damit mal. Ich setze ihn in die Erde und mache irgendein Brimborium daraus, mit Ritual, mit Sprüchen und dergleichen und gebe feierlich bekannt: "Ich sehe einen Baum, mit vielen Früchten, der uns ernähren wird..."
Und voila - Jahre später werde ich als Seher verehrt!
War dies jetzt Präkognition? Oder "nur" Wissen?

Ok, im Unbewusstsein des Menschen gibt es "Wissen" (das aber schon vorhanden ist), dem Denker (Mensch) aber nicht bewusst ist, klar, und manchmal dringt es wohl ins Bewusstsein und der Denker ist sich nicht ganz im Klaren, woher dieses Wissen stammt.
Eine Vorahnung ist im Grunde genauso zu verstehen wie eine Ahnung. Verstehst du, was ich meine? Mit dem Zusatz "Vor-" täuschen wir uns selbst!
Was ist aber eine Vorahnung/Ahnung anderes als eine Modell im Denken, wie etwas eintreffen mag? Nehmen wir den Begriff zur Analyse her: Da steckt Ahnen (Vorfahren) drin. Möglicherweise beziehen die Menschen viele unbewusste Denkinhalte aus Erfahrungen der frühen Zeiten, die sich genetisch im Althirn (Stammhirn) wiederfinden weil sie dort vor Urzeiten "abgespeichert" wurden. In diesem Sinne ist uns ja auch nicht bewusst, dass zB. das gesamte System des biologischen Körpers schon als Säugling nicht nur durch Reflexe gesteuert wird. (Das Lernen im weitesten Sinne ist eine Angelegenheit des Denkens, der Kognition. Alles, was wir als Kinder aber lernen - im Gehirn abspeichern - ist durch Input initiert.) Ich wiederhole hier mal eine Frage: Ist "Geist" durch Lernen von Außen zu bekommen? Kann man "Spiritualität" an der Schultafel vermitteln? Ist Geist, Spirit, ein Denken mit Begriffen, Erfahrungen (auch unbewussten?)
Kann das jeder selbst "erkennen" ob an/in ihm Konservation oder freier Geist ist? Denn wie soll es von Außen kommen, gelehrt oder vermittelt werden, ohne Gefahr zu laufen, dass es nur ein Abbild, eine Imagination, eine Illusion im Denken ist? Verstehst du, was ich meine? Geist ist die "Silberschnur" zur Gegenwart, zum Sein. Im Denken werden nur Modelle der Schöpfung erzeugt.
(Nicht, dass ich Denken verurteile. Es ist ein wunderbares Medium, ein Sinn des Leibes und eine hilfreiche Datenbank, wie du treffend definier hast.)

Aber alle meine Ausführungen sind kein Dogma und keine Gebrauchsanweisung. Wie du lesen kannst, stelle ich selbst viele Fragen. Denn ich weiß kaum Antworten. Was aber jeder selbst nach dem Fragen erkennen kann sind die eigenen Gedanken und die darin enthaltenen Vorstellungen, mit denen etwas nicht Begreifbares als Modell erklärt wird. Der Selbstbetrug entsteht, wenn dieses Modell des sinnsuchenden Denkens als "das Wahre", das Wirkliche verstanden wird. Vergleiche mal den Begriff "Götzenbild" nicht nur mit dem Golden Kalb, sondern auch mit Illusionen und Wünschen, die der Gedankenapparat erzeugt.

Philosophien sind nach meinem Verständnis Theorien und Ideen, auch Glaubenssachen und sonstige Überzeugungen, die mit eben jenem Denken aufrecht erhalten werden.

Hinter das Denken dringen und alle diese Strukturen erkennen - ist das eher Handlung und dann Fakt, oder auch nur Philosophie? Ich würde sogar die von dir aufgezeigten zwei Alternativen um eine weitere ergänzen: Du kannst glauben oder nicht glauben und fragen. Aber nicht falsch verstehen. Fragen soll sich immer auf die Erforschung des Menschen im Innern beziehen.
Und wenn alle Illusionen und subjektives Wissen auf der einen Seite klar enttarnt sind, bleibt auf der anderen Seite vielleicht was übrig, das nicht dazu gehört, wer weiß.

Blaugold
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