Thema: ... zum Mond
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Alt 24.11.2011, 05:18   #2
Stimme der Zeit
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Guten Morgen, Cebrail,

zwei Liebende, die voneinander getrennt sind; das LI findet Trost bei dem Gedanken (der hier ein fester Glaube ist), dass sich beide, trotz räumlicher Trennung, "nahe" sind.

Auch wenn der Mond ein häufig gewähltes Symbol ist, ich sage das ganz ehrlich: Mich stört das nicht, für mich gibt es weder "ausgelutschte" Themen noch Metaphern noch Smybole. Ich halte diese Ansicht ohnehin für unsinnig, denn Liebe ist eines von den Gefühlen, die es gibt, seit es Menschen gibt - und sie ist immer wieder neu und immer wieder schön. Daher pflege ich den Begriff "ausgelutscht" als unsinnig zu betrachten. Er ist wohl eine "Erfindung" unserer Zeit, in der Gefühle an sich wohl so langsam, aber sicher generell als "antiquiert" angesehen werden. Gerade deshalb finde ich Gefallen an Gedichten wie diesem!

Der "Mond" ist hier die "Gemeinsamkeit", ich kann mir gut vorstellen, dass LI und LD vielleicht sogar eine "Vereinbarung" trafen, als sie sich trennen mussten; dahingehend, sich zu einer bestimmten Uhrzeit oder/und an bestimmten Tagen auf diese Art und Weise zu "treffen". Ich beziehe auch die "Vereinbarung eines Lächelns" mit ein. Und diese Vorstellung finde ich sehr schön.

Die "Melodie" der auftaktlosen vierhebigen Daktylen trägt die Thematik gut, das "Weiche" wird durch die weiblichen Kadenzen noch unterstützt.

Zitat:
schau ich zum Mond, der aus weitester Ferne
Zuerst bemerkte ich "weitester" und fragte mich, ob das zum Mond als erdnahen Trabanten passt, aber dann merkte ich, dass es zur Liebe passt - zu dem Gefühl "weitester Ferne". Also sage ich, bevor jemand das "anmerkt": völlig in Ordnung.

Zitat:
doch weiß ich, dass du dort irgendwo bist und
Das ist der einzige Vers, zu dem ich anmerken möchte, dass hier das Metrum nicht so stimmig ist wie in den anderen Versen.

XxxXxxXxxX - so "kann" ich es lesen, aber eigentlich wäre es
xXxxXxXxxX - so "korrekt" gelesen.

Da ich es "so oder so" lesen kann: Ich merke es nur an. "weiß" ist, von der "Silbenwucht" her betrachtet, "gewichtiger" als "doch". Das liegt sowohl an den Konsonanten, an dem hellen Diphtong "ei", als auch daran, dass "weiß" ein Verb ist und "doch" eine Konjunktion. (Nur als "Information" für "künftige Gelegenheiten".)

Allerdings kann ein einsilbiges Wort als Endreim nicht unbetont sein, das ist gegen die "Regeln des Metrums". Es passt gut zum Inhalt, dass sich die beiden letzten Verse nicht reimen, das ist o.k., aber "und" muss betont werden (denn in ihm "sitzt" auch die Kadenz). Ich begehe diese Art "Regelverstoß" nur ganz bewusst in Humorgedichten, und dann absichtlich; aber in einem Liebesgedicht sollte das nicht sein.

Das Gedicht ist sehr schön und gefällt mir gut, nicht missverstehen! (Das hatte ich gerade erst.) Daher: Ich erwähne Fehler oder Schwachstellen, wenn es sich lohnt; etwas Gutes wird dann noch einen "Tick" besser - und nicht, weil ich mir "absichtlich" Werke mit Fehlern "aussuche". Wenn ein Gedicht zu viele Fehler und Schwächen hat, dann gibt es entweder eine reine Inhaltsinterpretation oder gar nichts (meistens Letzeres) von mir, da es keinen Sinn macht. (Also "genau andersherum".)

Was ich damit sagen möchte: Wenn du den einen Vers "überarbeitest", dann ist das Gedicht nicht nur inhaltlich schön gemacht, sondern auch "formal".

Und ich bin auch nicht "päpstlicher als der Papst"; dass "ohne" in den daktylischen Versfuß "fällt", also das halte ich für zulässig, das ist schon oft gemacht worden (auch von den "Großen").

Gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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