Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 15.03.2017, 17:59   #10
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.908
Standard

Servus larin,

tja, es sieht tatsächlich ziemlich düster am politischen Welthimmel aus und anstatt dass die Wolken abziehen, ziehen sie sich immer mehr zusammen.
Auf Wunder könen wir wohl nicht hoffen und beten nützt da auch nix, wie man allseits sehen kann...

Eigentlich könnte man sich die Satiren sparen, aber auf der anderen Seite eignen sich solche zumindest dazu, bei ihrem Verfasser ein wenig Frust abzubauen. Und solange alles verbal abläuft, ist es eine Sache des Intellektes.
Der eine lacht über diese Satiren, der andere über jene Satiren erzürnt, es ist, wie es immer ist, eine Frage des Standpunktes und bleibt somit relativ...

Danke für deine Anteilnahme...()


Moin Felix,

die Zeilenlänge bleibt Geschmacksache, eigentlich versuche ich, mich auf die kürzeste zu beschränken, eben meinen Stoff, den ich erzählen will, zu verdichten. Aber es gelingt nicht immer (dazu gleich im nächsten Kommentar ausführlicher s.u.).

Schön, dass du dem Inhalt zustimmen kannst.
Aber ist doch wahr, meine Güte, auch wenn ich momentan von unserer Regierung nicht besonders angetan bin, ist es doch lächerlich, dass gerade dieser der Vorwurf "faschistischer Nazimethoden" gemacht wird, und dass von einem Staatsoberhaupt, das gerade versucht, mit äußerst zweifelhaften Methoden eine parlamentarische Republik zu destabilisieren und abzuschaffen.
Auf jeden Fall müssen wir uns da ja mal bei ihm entschuldigen, nicht wahr?

Auf jeden Fall freue ich mich, dass wir hierüber einer Meinung sind und bedanke mich für deine diesbezügliche Rückmeldung...


Servus Fee,

ok, dann zunächst einmal etwas Grundsätzliches zur Metrik, das ich mir in der Theorie angeeignet habe und sehr oft auch bei den alten Dichtern als legitimes Mittel verwendet wurde, wie ich immer wieder nachlesen konnte und was mich auch darin bestätigte, damit nicht ganz daneben zu liegen.

Zunächst einmal kommen drei unbetonte Silben hintereinander in der deutschen Sprache nicht vor. Das gibt es nicht, denn wenn drei solcher "gleichwertiger" Silben hintereinander stehen, dann erfährt die mittlere Silbe eine leichte Anhebung, die in der Metrik ganz legitim im Jambus und Trochäus verwendet werden können.
Wenn es nicht so wäre, dann könnten wir sehr viele mehrsilbige Worte gar nicht in ein bestimmtes metrisches Schema einbinden, und das gibt es nicht.

Warum z.B. betonst du Nazideutschland Xxxx und ehrenhafte Xxxx aber Benedeiung XxXx?

Ganz daneben ist das Rassenlabyrinth Xxxxx hier machst du zwei Hebungen einfach platt.

Nach deiner Betonung könnte man keines der o. a. Worte jemals in einem metrischen Gedicht unterbringen, obwohl du sie zum Teil selbst in deiner fünfhebigen Fassung verwendet hast.

Es kann ja nicht sein, dass diese Worte bei einem Fünfheber funktionieren sollen, aber bei einem Sechsheber dann nicht mehr.

Das kann ich mir wirklich nur noch mit einem Dialekt erklären.

Die erste Zeile, da stimme ich mit dir überein, ist etwas problematisch, da dort auch einige Zäsuren, also Sprachpausen, durch die drei Kommas entstehen. Aber insgesamt geht sie m. E. auch durch.

Und glaube mir, solch offensichtliche Metrikfehler hätte mir Erich gnadenlos um die Ohren gehauen und der hat eigentlich ein sehr gutes Sprachgefühl, behauptet er doch immer, er hätte von Metrik keine Ahnung.

Jetzt mache ich mal eine Metrikanalyse:

Herr Erdogan, ich, Dichter, bitte um Verzeihung,
x XxX, x, Xx, Xx X xXx
(xXxx,X,Xx, XxXxXx so könnte es durch die Zäsuren gelesen werden)
inzwischen weiß es ja schon jedes Türkenkind,
xXx X x X x Xx XxX
dass wir bewusst noch immer Nazideutschland sind,
x X xX x Xx XxXx X
doch Sie verdienen ehrenhafte Benedeiung.
x X xXx XxXx XxXx

Gerechte Strafe wäre eine Selbstkasteiung,
xXx Xx Xx Xx XxXx
denn hier, in Deutschlands blondem Rassenlabyrinth,
x X, x Xx Xx XxXxX
sind alle blauen Augen bräunlich farbenblind,
x Xx Xx Xx Xx XxX
wir sind ein Beispiel demokratischer Entweihung.
x X x Xx Xx Xx(X) xXx (hier greift die Regel mit den drei unbetonten Silben ganz deutlich eigentlich wäre "demokratische Entweihung" XxXxx xXx , da aber die mittlere Silbe leicht angehoben wird, entsteht dort im normalen Sprachfluss eine Hebung. Beispiel von Goethe: "Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten". Schwankende Gestalten eigentlich: Xxx xXx. Aber auch hier stehen diese Worte in einem fünfhebigen Jambus und so tritt diese Regel in Kraft.

Und bringen uns die Kritiker mal in Bedrängnis,
x Xx X x Xx(X) x X xXx
oft sind auch freche Journalisten mit dabei,
x X x Xx XxXx X xX
dann stecken wir die Gauner einfach ins Gefängnis.
x Xx X x Xx Xx X xXx.

Die laute Stellungnahme gilt als Ketzerei,
x Xx XxXx X x XxX
den Meinungsterroristen wird sie zum Verhängnis...
x XxXxXx X x X xXx
Ach wären wir doch frei, so frei wie die Türkei.
x Xx X x X, x X x X Xx.

Wie gesagt, bis auf die erste Zeile, wo durch die Zäsuren auch ein Hebungsprall beim Lesen entstehen könnte, sind alle Zeilen astrein jambisch, denn wenn es nicht so wäre, dann könnten wir überhaupt nicht metrisch schreiben, das wäre völlig unmöglich.

Es kann also nur am Dialekt liegen...

Lies den Text bitte einmal nach meiner Metrikanalyse laut und ganz abgehackt, Silbe für Silbe, dann wirst du den Takt selbst erspüren...

Vielen Dank für deine erneute Rückmeldung...


Ich danke euch allen für eure Kommentare...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten