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Alt 27.04.2011, 20:16   #10
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Servus Erich,

das ist auch für mich immer ein ganz heißes Thema. Mein letztes Gedicht handelt ja auch davon und sogar vertont.

Ich beginne mal mit einem Zitat:

Zitat:
Wann wird es unserm Sein gelingen,
erwachsen durch den Tag zu gehn,
um der Vernunft ein Lied zu singen,
mit wachem Geist vor allen Dingen
und Augen, die durch Lügen sehn!?
Das wird noch lange dauern, befürchte ich, vielleicht erlebt es die Menschheit auch gar nicht mehr.
Seit einiger Zeit gibt es ja sogar ein Bibel-TV, wo man sich den ganzen Unsinn Tag für Tag ansehen und hören kann.
Es ist eben viel bequemer, eine schöne fertige Weltanschauung zu übernehmen, als sich mit den Naturwissenschaften und den Philosophien von Platon, Kant und Schopenhauer zu beschäftigen.
Dazu braucht es zudem noch noch den nötigen Verstand, den ich einer breiten Masse der Menschheit ganz einfach abspreche. (Bevor sich jetzt jemand aufregt und persönlich angesprochen fühlt, möchte ich darauf hinweisen, daß in vielen bevölkerungsreichen Ländern dieser Erde, die zudem noch besonders religiös sind, auch der Bildungsstand entsprechend niedrig ist, z. B. in Südamerika.)

Es hat keinen Zweck, sich mit einem Menschen religiöser Weltanschauung auseinander zu setzen, sie denken mit dem Herzen, da hat weder die Vernunft, noch der Verstand auch nur die geringste Chance.
Und vor diesem Übel sind selbst manche klugen Köpfe nicht gefeit, weil sich das schon so tief in ihr Gehirn reingebohrt hat, daß du es nimmer mehr da heraus bekommst.
Sie wollen das einfach so.
Und wenn sie das unbedingt wollen...

Angeblich bekamen wir einen freien Willen.
Wenn wir ihn aber nicht im religiösen Sinne einsetzen, dann drohen uns schlimmste Sanktionen und wir sind auf alle Ewigkeit verloren.
Wenn das der Sinn meines Lebens sein soll, dann frage ich mich, wofür dieser freie Wille gut sein soll. Aus welchem Grunde wurde ich erschaffen?
Damit ich einem Gott diene, den, sollte es ein höchstes, notwendiges Wesen wirklich geben, ich sowieso nicht verstehen und erfassen kann, dessen Wille und Moral einziges Gesetz wären?
Ein Bewusstsein also, das so erstaunlich sein müsste, daß niemand dafür Gedanken oder gar Worte hätte, außer den Anhängern bestimmter Religionen, die glauben, sie könnten diesem Fabelwesen so kleine dreckige menschliche Eigenschaften wie Zorn und Rache andichten, denn dieses Wesen soll man ja fürchten. Sonst würde das System ja auch nicht funktionieren.
Und nur über die Institution Religion kommst du auf den rechten Weg.

Lieber Gott, du hast mich erschaffen.
Du warfst mich einfach in dieses Leben, gabst mir einen Körper, den Verstand und die Vernunft und einen freien Willen und ich musste zusehen, wie ich damit fertig werde.
Jetzt soll ich Rechtschaffenheit vor dir ablegen, über mein Leben und meine Taten?
Ist es nicht viel mehr so, daß es an dir liegt, mir Rechtschaffenheit abzulegen, warum du mich nicht gefragt hast, ob ich überhaupt auf deine Spielzeugwelt will?
Habe ich keinen Willen, musste ich nicht leiden und Schmerzen empfinden, mich quälen? Was bist du für einer, daß du einen Menschen erschaffst, ein lebendiges Wesen mit Gefühlen, mit eigener Identität und Intellekt, um damit zu deiner Unterhaltung zu spielen?
Hast du nichts Besseres zu tun, als solche Witze zu veranstalten?
Denn hättest du mich vorher gefragt, ich hätte diese Bedingungen abgelehnt und auf mein Dasein verzichtet, weil ich gewusst hätte, daß ich deinen Ansprüchen nie und nimmer genügen könnte.
Vielen Dank auch.

Ich beende meinen Kommentar jetzt mit einem passenden Zitat von Arthur Schopenhauer:

"Lasst die Götter in Ruhe und ihr könnt erwarten, daß sie euch in Ruhe lassen."


Ich stimme dir in allen Punkten zu, auch den Aussagen in deinen Antworten.

Bedroht fühle ich mich von keinem Gott, wohl aber von den Menschen, die mir einen solchen verkaufen möchten.
Gott ist nämlich ihre Erfindung und sollte es ihn wider Erwarten doch geben, was schließlich eine einzige von unendlich vielen Möglichkeiten wäre, so ginge er mich hier nichts an.
Wir werden ja sehen oder besser gesagt, werden wir das ganz bestimmt nicht.


Gerne gelesen und kommentiert...

Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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