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Alt 26.08.2015, 12:37   #31
Claudi
Senf-Ei
 
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Weiter gehts. Faldi, b.B. kannst Du ja meine Beiträge zusammenführen. Für mich ist es so leichter, weil ich zu Deinem Beitrag runterscrollen und daraus zitieren kann, was im Ändern-Modus nicht möglich ist.

Zitat:
Zitat von Faldi
Soweit ich weiß, können nun, müssen aber nicht zwingend, Zäsuren eingebaut werden, die nach der Kloppstockschen Variante meist aus Trochäen bestehen.
Da bringst Du jetzt zwei verschiedene Dinge zusammen, die ich in meiner Kurzbeschreibung als zwei separate Punkte aufgeführt hatte:

Zitat:
1. In den ersten vier Versfüßen werden vereinzelte Daktylen durch Trochäen ersetzt. Ich sag mal, so ca. ein bis zwei pro Vers, aber immer schön abwechslungsreich, so dass nicht in jedem Vers der gleiche Fuß verkürzt wird.

Xx(x) Xx(x) Xx(x) Xx(x) Xxx Xx

Für die ersten vier Versfüße kann jeweils entweder ein Daktylus oder ein Trochäus stehen. Der fünfte Fuß ist ein Daktylus, der sechste immer ein Trochäus.

2. Jeder Vers hat mindestens eine Hauptzäsur (Einschnitt, Sprechpause), nach der es unbetont weitergeht.

Was nicht unbedingt sein muss, ist das Ersetzen einzelner Daktylen durch Trochäen. Ein schönes Beispiel gibst Du selbst mit dem ersten Goethe-Vers:

Pfingsten, das / liebliche / Fest, || war ge- / kommen! es / grünten und / blühten


Der Vers ist vollständig daktylisch, aber dennoch deutlich in Sinnabschnitte gegliedert und hat die Hauptzäsur (also den oben von Heusler erwähnten obligatorischen Schnitt) im dritten Fuß. So eine Hauptzäsur wirst Du bei allen Hexametristen finden, wenn auch nicht immer so deutlich. Daneben können in einem Vers beliebig viele kleinere Schnitte (Nebenzäsuren) auftreten. Worauf es ankommt, ist nur diese eine Hauptzäsur, die den Hexameter in zwei ungleiche Hälften gliedert.

Für den Anfang (und unser Spiel) reicht es völlig aus, einen Einschnitt ungefähr in der Mitte des Verses anzubieten, nach dem es unbetont weitergeht. Einverstanden?

Ich zeichne bei Deinen anderen Beispielversen jetzt nur die Hauptzäsuren ein. Dann siehst Du vermutlich schon, was gemeint ist. Bei einigen Versen sind auch durchaus mehrere Lesarten möglich.

Und es ließ der König darauf || die Klügsten berufen...
Also wandelte Braun || auf seinem Weg zum Gebirge...
Braun erreichte das Schloß || und fand die gewöhnliche Pforte...

Könntest du bei den Schiffen hier || doch tränen- und leidlos
sitzen, dieweil dein Lebenslos || so kurz dir bemessen.
Nun wird ein früher Tod dir werden || und Jammer vor allem;
wahrlich, zu schlimmem Geschick || hab ich dich in den Hallen geboren.



So, ich hoffe, ich hab nichts vergessen. Sonst einfach nachfragen.

LG Claudi
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Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich
Abgestandenen Quark; darüber verträufele Wermut,
Bis aus dem Rührwerk, Burps! endlich das Bäuerchen kommt.

Geändert von Claudi (26.08.2015 um 13:13 Uhr)
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