Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 13.07.2017, 09:09   #1
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
Standard Phantomschmerzen des Lesers nach dem Studium eines Reimwerks

Phantomschmerzen des Lesers nach dem Studium eines Reimwerks


Und wenn der Reim begraben ist,
Dann düngt man ihn mit Schweinemist,
Es wächst, der Leser glaubt es kaum,
Heraus ein Vers- und Strophenbaum.
Ist auch der Grund so richtig karg,
Sind alle Strophen nichts als Quark:

Der Baum, er wächst, und auf ihm reift,
Was aus dem letzten Löchlein pfeift,
Selbst wenn die Früchte voller Wurm
Und faul sind, trotzen sie dem Sturm
Der Kritiker von acht bis zwei.
Dann ist das Elend kurz vorbei

Bis zu dem nächsten armen Tag.
Ein jeder denkt, was er jetzt mag,
Ein jeder schreibe was, das bleibt,
Das nicht nur Sprache schlimm entleibt,
Ein jeder dünge seinen Acker,
Und sei er auch ein Reimekacker.

Am Ende gehn die Lichter aus,
Verstirbt der Ärger, schnarcht die Laus,
Die über manche Leber lief,
Den Dauerschlaf, kalt, feucht und tief.
Jetzt herrscht die Ruhe, die man braucht,
Wenn viel zu sehr der Flachsinn schlaucht.
__________________
Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
Alle Beiträge (c) Walther
Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt
Walther ist offline   Mit Zitat antworten