Schlimmbimber und sein Dokter
Schlimmbimber und sein Dokter
– Eine gar schröckliche und völlig übertriebene Ballade ohne jeden tatsächlichen Grinterhund, für die der Balladier sich heftigst entschuldigt –
Schlimmbimber liegt in kurzen Hosen
In einem Haufen Starkbierdosen.
Er schnarcht und hofft, es wird nicht schlimmer:
Doch schlimmer, weiß man, das geht immer.
Am Tisch hockt noch der Sprachendokter
Von letzter Nacht und schwallt gelockter
Als mancher ohne Doktertitel.
Er hasst besonders das Gekrittel
An seinen Texten, die er seiert,
Dass selbst die Starkbierdose eiert.
Er sitzt und trinkt und führt Beschwerde,
Weil alle andern auf der Erde
Sein fades Dichten nicht goutieren.
Er lässt talentlos kopulieren,
Was er vermag in Vers zu setzen.
Sein Grummeln ist ein Messerwetzen:
Am liebsten würde er die meucheln,
die über seine Strophen seucheln.
Schlimmbimber reibt sich seine Augen.
Sein Mundraum schmeckt nach alten Laugen,
Der Kopf fühlt sich wie durchgeledert,
Das Augenweiß ist rot geädert.
„He Dokter“, krächzt der müde Krieger,
„Halt jetzt das Maul. Du bist der Sieger.
Ich muss schnell pinkeln, Wasser trinken,
Und glaub es mir, wir beide stinken.
Dein Reimschmerz juckt vielleicht nen Köter.“
Dann grinst der olle Schwerenöter,
Erhebt sich ächzend, und beim Schlurfen
Versucht er Dosen zu umkurven.
„Du räumst jetzt auf. Du bist gekommen,
Ich hab dich an die Brust genommen,
Dein Ego wurde zart gestreichelt,
Du hast die Ohren vollgespeichelt
Mit deiner Weltbelehrungsdichtung.
Jetzt übe dich mal in Verrichtung
Von Dingen, die nicht Sinn entbehren.
Den Mülli kannst du auch gleich leeren.“
Den Worten folgen schließlich Taten,
Ganz wie dem Dokter angeraten.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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