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Alt 26.02.2018, 14:06   #4
Sufnus
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Gut gemacht, EV! Sehr sehr gut sogar!!! Weltschmerz am Übergang in den Weltekel, die "fleurs du mal" lassen grüßen.

Ein paar Ausdrücke sind wieder unorthodox gebraucht - prinzipiell gut, aber Vorsicht vor dem Zuviel, das leicht ins Manieristische abgleitet.

Einzelanmerkungen:

"menstruiert dem Himmel" würd ich zu "am Himmel" abrüsten. "dem Himmel" personifiziert den Himmel und lädt ihn mit metaphysischer Bedeutung auf, aber der Himmel ist als metaphysische Metapher einfach ein wenig ausgelatscht, find ich.

"Der wirre Vogelschwarm": bisher war von keinem Vogelschwarm die Rede, dessen etwas unvermitteltes Herbeiflattern wäre ohne den bestimmten Artikel für den Leser etwas besser verdaulich.

"erbricht nach Ost" scheint hier nicht im Sinne von "kotzen" sondern als etwas eigenwilliger Neologismus im Sinn von "nach einem Ort aufbrechen/abreisen" gebraucht zu sein... die Kotz-Metapher wäre aber m. E. viel wirksamer.

"der gelbe Äther": gelb ist ein Allerweltsadjektiv und erzeugt kein besonders starkes Bild.

"Der Duft der Blumen": Auch die Blumen tauchen jetzt - ähnlich wie vorhin der Vogelschwarm - etwas willkürlich auf; dementsprechend würde hier eine Abrüstung von bestimmten Artikeln ebenfalls die Akzeptanz für den Leser erhöhen.

Komma nach toter Triebe

"in denen sie schon lang das Leben tauschen": unklarer Bezug von "sie": Blumen oder Triebe?

"und heimlich sterben sie": warum heimlich? Ein Füll-Adverb?

"Montänen": Druckfehler - die Substantivierung von mondän ist Mondän.

"ergraut zu einer Welt tausender Leeren": etwas rumplender Rhythmus.

Vorschlag:

Der Abend sinkt, er stinkt nach süßem Rost
und menstruiert am Himmel rote Blüten,
erbricht sich Vogelschwärme hoch zu Ost
in Schwefeläthern, die dort wellend wüten.

Und Blumenduft lässt leis uns alle lauschen.
Er stellt zur Schau das Bitten toter Triebe,
worin sie lange schon das Leben tauschen,
und sterben endlich prall vor Sommerliebe.

Und aus dem lichten Himmel fallen Tränen:
wie sie sich weinend aus den Wolken kehren,
ein Hauch von diamantenem Mondänen,
zur Welt ergraut im Tausendbild vom Leeren.
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