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Alt 02.06.2009, 23:15   #3
Blaugold
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hallo Hans.B.

Deinem Kommentar möchte ich inhaltlich auf jeden Fall da zustimmen, wo er die Definition enthält, dass Pornographie auf die Erregung sexueller Empfindungen zielt. Nicht nur Internet, denke ich, verwischt diese Umrisse, die wohl in der Standartbezeichnung (immer wieder) neu festgelegt werden müssten, wie du auch kritisch anmerkst.

Ich habe in meiner Glosse die Möglichkeit miteinbezogen, dass Pornographie entweder
a)schon allein nackte Haut sein kann
oder
b) Pornographie gar nicht mehr Thema ist, weil die Kunst den Anspruch erhebt, dass nichts zensiert werden soll.
Solange Kunst in irgendeiner "Selbstkontrolle" unterscheidet zwischen sexuell erregend und rein für den künstlerischen Ausdruck wird es Diskussionen geben, wo die Grenze zur Pornographie verläuft.
Was ich vorwiegend im Text auszudrücken versuche ist, dass mir die Freiheit der Pornographie weit größer scheint, als die der Kunst.
Im Endeffekt "lernt" Kunst von der (Freiheit) der Pornographie oder anderen extremen Darstellungen (z.B. Gewalt), oder integriert sie als formalen Ausdruck.
Kunst müsste, damit sie in keinster Weise pornographieverdächtig wäre, darüber hinausgehen, sich eben nicht missbrauchen lassen, damit Pornographie im Kleid der Kunst eben als Kunst (miss)verstanden wird.

Somit wäre die Person, die erkennt, dass der Kaiser in Wirklichkeit gar kein (Kunst)kleid anhat, diejenige, die das Spiel der Pornographie (hier der Kaiser) durchschaut.

Wie es umgedreht aussehen kann, hab ich vielleicht nicht gar so gekonnt in der Glosse darzustellen versucht:
Wie sollte man hinter Pornographie erkennen, dass Kunst zum Ausdruck gebracht werden möchte?
Ich habe keine Antwort darauf! Wir haben in der Poesie die Fülle der Metapher, die Sinnlichkeit von erotischen Sinnbildern oder Umschreibungen mit analogen Worten.
Du hast sicher Erfahrung als Kabarettist auf der Bühne vor Zuhörern
Warum ist die Reaktion bei auch noch so schön lyrisch oder poetisch "verpackten" pornographischen Anspielungen im Kabarett oder sonst auf der Bühne wohl immer "ein Knaller"?
Warum steht dem Publikum kaum der Mund sekundenlang auf, und es kommt kein kunstverständiges Schweigen über die Lippen ob der Schönheit der poetischen Bilder aufgrund eines Gedichtes, das so schön zweideutig ist?
Ich denke, wir müssen nicht darüber streiten, ob man sich der Kunst wegen auf die Schenkel klopft.

Je mehr sich Sexualität als Darstellungsform in jeglichen Ausbuchtungen frei macht, desto näher kommen auch sämtliche Darstellungen, die sich nicht mehr Pornographie nennen lassen wollen! Immer dichter rücken demnach auch
sexuelle Reize in den Bereich der Kunst, die sich damit einer Duldung ermächtigen wollen. Ob es die Kunst will oder nicht?
Ich denke, wenn sie Feiheit hat, braucht sie sich Nötigungen nicht beugen.

Blaugold
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