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Alt 30.11.2016, 15:50   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Sy!

Das tut mir leid - der Mensch braucht ein paar Illusionen, sonst wäre diese Welt kaum erträglich!

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten, die auf "weise und ausgeglichen" machen, eine Rolle spielen, um andere Defizite zu verbergen oder durch ihr Auftreten gewinnorientiert zu manipulieren.
Ob es Politiker sind, Priester, Motivationstrainer, Sektenführer, Gurus, Seelenführer oder wie sie sich alle nennen - meistens haben sie mehr Dreck am Stecken, als sie der Welt weismachen wollen, und die meisten sind nicht halb so weise und ausgeglichen, wie sie tun.
Überlegen zu wirken ist leicht - man muss nur seine Emotionen kontrollieren und überzeugend auftreten, intellektuelle Souveränität beweisen, ohne arrogant zu wirken, und vor allem: Empathie heucheln - und schon gehen einem 99% der Menschen auf den Leim, 70% sofort, der Rest nach und nach, je länger man die Rolle durchhält und bestärkt. Als Lehrer verstehe ich was davon ... , und dass ich nicht dumm bin, ist auch hilfreich.

Nichtsdestotrotz gibt es sicher einige wie im Gedicht beschriebene Menschen, die tatsächlich sich selbst bewältigt haben - nur suchen solche höchst selten Gewinn oder Bewunderung, das haben Weise per definitionem gar nicht mehr nötig. Sie werben nicht und missionieren nicht - deshalb werden sie so selten erkannt, und deshalb erkennt kaum jemand den Unterschied zu jenen, die Überlegenheit und Ausgeglichenheit nur vorspielen.
Ich selbst kenne keinen solchen Menschen, aber so wie ich beschrieb, stelle ich sie mir vor. Was allerdings nicht heißt, dass ich ihnen bewundernd folgen würde - ich habe längst meine eigene Wahrheit - oder Illusion - gefunden.

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (01.12.2016 um 16:10 Uhr)
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