Thema: Die Ostsee
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Alt 20.02.2018, 19:42   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Sy!

Sehr schön und stimmig gedichtet!

Folgende Kleinigkeiten würde ich wie folgt ändern:

Die Ostsee

Dein blaues Kleid weht auf dem Moos,
du kniest im satten Grün,
umrandet von Gesteinen.
Die Landschaft lässt dich nie mehr los,
wenn wilde Rosen blühn.
Die Wolken sind die Deinen,
sie wellen sich auf deinem Kleid,
erweisen dir die Gunst,
begleiten dich mal sanft, mal kühn,
in Sonnenschein und Nebeldunst.

Und weiße Strände säumen dich!
Und steile Kanten träumen dich,
sind Umriss deiner Seele.
Du kniest und sammelst Beeren
und Kiefernzapfen aus dem Wald,
ob sommerheiß, ob winterkalt,
und lässt Natur gewähren,
bist kein Vulkan, kein Beben -
und ich genieße mit dir mein
- bei Regen und bei Sonnenschein -
erfülltes, langes Leben.


Hauptsächlich Interpunktion, die Sätze etwas anders aufgeteilt an manchen Stellen, um geschlossene Sinneinheiten zu bilden, S2Z5 war zu lang.


Die Hebungsschemata von S1 und 2 weichen voneinander ab. Gewollt oder passiert?

S1: 4-3-3-4-3-3-4-3-4-4 (Reimschema: ABCABCDEBE - Zeile "D" bleibt ungereimt)

Hätte die vorletzte Zeile 3 Heber, wäre das Muster perfekt: 4334334334
Das wäre einfach zu erreichen:

... erweisen dir die Gunst,
begleiten sanft wie kühn
in Sonne dich und
und Nebeldunst.

S2: 4-4-3-3-4-4-3-3-4-4-3 (Reimschema: AABCDDCEFFE - Zeile "B" bleibt ungereimt)

Das ist so anders, dass es leichter wäre, die Str. komplett neu zu dichten, als so zu versuchen, sie anzugleichen. Muss auch nicht sein. Der Duktus passt: S1 öffnet rhythmisch, S2 schließt. Das harmoniert sehr schön! Auch dass S2 um eine Zeile mehr hat, fällt kaum auf, bzw. stört nicht im Mindesten.


Sehr gern gelesen!

LG, eKy
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