Thema: Der Nachtrabe
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Alt 21.12.2013, 21:04   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, gerig!

S1Z2 - "Feuerball" klingt recht aggressiv - sowas werfen Zauberer, oder? Stattdessen: "der guten Sonne" oder so...
S1Z3 - Alternative: "trotzt lang des Abends Himmelsturz"

S2Z2 - Heißt der Genitiv nicht "des Raben" ohne "s"?
S2Z3 - lyrischere Alternative: "erstickt des Lebens Tat und Drang"
S2Z4 - Da stimmt was nicht. Bezieht sich "entzweit" auf "die", Gleichsetzungsglied für "Tat und Drang", müsste es "entzweien" heißen, da es Plural ist.
Soll es ein eigenstandiger Gliedsatz sein, so fehlt das Hilfszeitwort "sind".
Jedenfalls, so wie es jetzt dasteht, ist es schlicht falsch.
Auch die Wortwiederholung von "Tage" mit Z1 ist nicht schön.
Alternative: "und rückt sie aus der Zeit." oder "mit seiner Dunkelheit."

S3Z3,4 - unschön, sperrig formuliert, und Z4 stimmt so nicht.
Alternative: "er zieht, hat er sein Werk vollbracht, // mit allem Dunkel ab."

S4Z2 - Betonungsproblem. Stell die Zeile um: "steigt auf er durch sein Tor"
S4Z3 - Einschub zwischen Kommata setzen.
S4Z4 - Zeile stimmt so nicht, ist auch unlogisch. Soll es vielleicht so heißen:
"gehn aus dem Licht hervor."
Wie allerdings eine Nacht aus Licht "hervorgehen" kann, erschließt sich mir nicht. Alternative: "sind wärmer als zuvor."
Auch das zuvor nie erwähnte und völlig unerklärte "Tor" des Raben hinterlässt Fragezeichen. Was ist gemeint?

S5Z1 - Kein Komma am Zeilenende, der Satz geht weiter.
S5Z3 - Auch hier fehlt das Zeitwort. Alternative:"denn alles ist aus sich erhellt, // und Nacht ein dunkler Traum."

Ich füge das jetzt mal ein:


Die Tage lang, die Nächte kurz,
der guten Sonne Schein
trotzt lang des Abends Himmelsturz
und schenkt ihr helles Sein.

Die Tage kurz, die Nächte lang,
des Raben schwarzes Kleid
erstickt des Lebens Tat und Drang
mit seiner Dunkelheit.

Der Rabe schwebt nach jeder Nacht
vom Himmel sanft herab,
er zieht, hat er sein Werk vollbracht,
mit allem Dunkel ab.

Doch eines Tags im weißen Schein
steigt auf er durch sein Tor,
die Nächte, merklich klar und rein,
sind wärmer als zuvor.

Kein Schatten wird auf dieser Welt
mehr fallen in den Raum,
denn alles ist aus sich erhellt,
und Nacht ein dunkler Traum.


Entscheide selbst, was und wieviel du von meinen Vorschlägen einsetzen willst. Dieses Gedicht gefällt mir schon besser, auch wenn sich noch ein paar Fehlerchen und inhaltliche Unwuchtigkeiten eingeschlichen haben.
Aber dazu gibt es ja die Foren - man lernt jedesmal dazu!

Gern gelesen und beklugfummelt!

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (22.12.2013 um 13:42 Uhr)
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