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Alt 01.06.2009, 12:44   #3
bibi
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oliver, wie heißt es immer so schön: wer lesen kann ...
ja, scheint ein interessanten thema zu sein, da dachte ich, ich versuch mich auch mal daran, warum nicht ...


Alois wanderte durch die Gänge des Hauses, als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, und traf immer wieder auf diese Zwerge und von jedem ging dieser unbekannte Geruch aus. Sie trugen nicht nur alle die gleichen Uniformen sie rochen auch alle gleich. In seinem Heimatort roch jeder Troll anders. Jedem hing sein ganz eigener Duft an und so konnte man die Trolle, auch in der Dunkelheit, zweifelsohne unterscheiden. Aber hier war es unmöglich zu sagen, welcher Zwerg wohl gerade vor einem stand.

Die Schnecke rief ihre Dienerschaft mit ihrem Blubberschrei zusammen und der Troll folgte der Menge in einen großen prunkvoll ausstaffierten Raum.
„Es ist Zeit für deine Aufgaben, Troll.“ Sprach sie, zwischen zweimal ausspucken. „Du musst als erstes zwei Tage lang mit meinen Zwergen leben, schlafen und tun, was sie tun. Am dritten Tag musst du baden und du sollst deine Belohnung erhalten.“
Das war, selbst für einen Troll, eine leichte Aufgabe, auch wenn er vom Baden nicht begeistert war, und so setzte er sich mit den anderen Zwergen zu den Füßen der Schnecke nieder und wartete.

Die Schnecke entfaltete ein großes Blatt Papier und begann zu singen. Sie sang in den schrägsten Tönen über Schneckenschleim und Schneckenwerk, über Schnecken die liebten und Mücken die ziepten und zu guter Letzt noch über Fliegen, die sich gern auf Mist rumtrieben.
Der Schneckengesang zog sich über viele Stunden hin und als die Schnecke endlich geendet hatte, klatschten die Zwerge begeistert Beifall und brachen in stürmische Jubelrufe aus. Der Troll kratzte sich verwundert am Kopf, denn ihm schien der Gesang so gar nicht besonders und bejubelnswert gewesen zu sein. Aber er war dumm, wie Trolle nun mal sind, so konnte sein niederer Geist die große Schneckenkunst wohl einfach nicht verstehen.
Es war bald Schlafenszeit und so legten sie sich alle in ihre Betten und schnarchten und schnauften im gleichen Takt.

Am nächsten Morgen erwachte der Troll als erster. Es drückte ihn an Beinen und Gesäß und als er an sich hinunter sah, bemerkte er, dass er plötzlich die gleiche rote Hose trug, wie all die Zwerge um ihn herum. Sie war viel zu eng für seine stämmigen Beine, doch er konnte seine eigene Hose nicht finden und musste sie anbehalten.

Er schlich den ganzen Tag durch die Gänge und suchte nach irgendjemandem, der anders aussah oder anders roch. Jemandem der ihm vielleicht erklären konnte, warum er plötzlich diese Hose trug. Aber er traf nur auf Zwerge, die ihm versicherten, wie gut er in seinem neuen Beinkleid aussah. Er hatte seine alte braune Hose gemocht, sie war vielleicht nicht die schönste gewesen, aber sie hatte gepasst, sie hatte ihm Bewegungsfreiheit gelassen. Aber was verstand schon ein Troll von Mode?

Am Abend gab die Schnecke wieder ihre Lieder zum Besten und der Troll fand den Gesang noch schlechter und schauriger als am Abend zuvor. Und wieder klatschten die Zwerge frenetisch Beifall.

Am Morgen darauf trug der Troll ein grünes Hemdchen, das am Hals viel zu eng geschnürt war. Er bekam kaum Luft. Sein eigenes Hemd, das seine Freundin ihm geschneidert hatte war verschwunden. Die Zwerge freuten sich, als sie den Troll in seinen neuen Kleidern sahen und tanzten um ihn herum und beteuerten, wie hübsch er nun sei.

Die ersten beiden Aufgaben hatte der Troll hinter sich gebracht und nun fehlte noch das Baden.
Er ging mit den Zwergen in den Waschraum. Sein Blick fiel in den Spiegel. Fast hätte er sich selbst, zwischen all den Zwergen nicht erkannt, in seiner Dieneruniform. Da rannte er einfach los. Er rannte und rannte durch die Gänge und als er keinen Ausgang fand, rannte er einfach durch die nächstbeste Wand ins Freie.

Geändert von bibi (01.06.2009 um 13:29 Uhr)
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