Thema: Riese
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Alt 08.02.2017, 10:25   #7
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Laie!

Auch diesen Gedanken teile ich mit dir!

Natürlich sind wir auf anderer Anerkennung aus! Wer das Gegenteil behauptet, lügt - oder hat gravierende soziale Defizite! Lob hört jeder gerne - man darf nur nie den Fehler machen, es zu wichtig zu nehmen und das Gewicht des eigenen Egos davon abhängig zu machen! Wer das tut, verträgt im Gegenzug dann auch absolut keine Kritik mehr, weil er auch diese sogleich persönlich nimmt und als böswillige Kränkung empfindet.

Dass wir uns gerne als (zumindest etwas) besser halten als die meisten anderen, schmeichelt unserem Ego und stützt das (meist) fragile Selbstwertgefühl, zudem gefällt einem das eigene Werk schon mal zumindest stilistisch besser als das der meisten anderen, weil es uns eben am ehesten entspricht, so wie wir es schrieben. Die soziale Übereinkunft gebietet allerdings, uns bescheiden zu zeigen und so zu tun, als empfänden wir uns als weniger gut als wir von uns glauben, um andere nicht zu brüskieren oder als Angeber dazustehen. Man könnte das als berechnende Manipulation auslegen, wenn man hier böse Absicht zugrunde legen will. Ich kann von mir allerdings ehrlich behaupten, dass dies von meiner Seite her nicht der Fall ist. Es ist einfach ein Gebot der Höflichkeit für ein reibungsloses und demokratisches Miteinander, in dem sich ein jeder gleichermaßen wertgeschätzt fühlen darf, solange er diese ungeschriebenen Gesetze der sozialen Interaktion befolgt.

Andererseits haben wir unsere lyrischen Ansprüche und himmelhohen Zeile (bei mir ist es Rilke, den je zu erreichen ich niemals zu hoffen wagte), und an denen bemessen erscheint uns unser eigenes Schaffen - vielleicht gerade weil es uns so nahe steht und wir jeden Fehler, jedes Manko doppelt schwer empfinden - stets als minder und krude im Vergleich zur geheiligten Wortmagie unserer Vorbilder.

Um diesen Widerspruch unter einen Hut zu kriegen, bedarf es keines Psychologen oder Psychiaters! Ein wenig Einkehr, Selbst- und Situationsanalyse und Nachdenken reichen da zumeist aus!
Verrückt ist nichts daran: Alles zutiefst menschlich - und daher unlogisch!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (08.02.2017 um 11:09 Uhr)
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