Thema: Seltsam
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Alt 30.05.2014, 22:36   #6
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Sy und Thomas!

Danke für eure Gedanken!

Im englischen Sonett wiederum, das ja auf einen 2-Zeiler endet, ist so ein abschließender Paarreim gang und gäbe!
Beim klassischen Sonett aber soll das ein absolutes Nogo sein? - Unverständlich.
Ich persönlich reime so, wie es die Dramatisierung des Inhalts nach meinem Gefühl verlangt. Der Paarreim hat eine stark beschwörende, aber auch abschließende Wirkung - gerade richtig für eine Conclusio.

Ein Selbstbild mag wichtig sein, aber es engt auch ein. Vor allem junge Menschen sind dem ausgeliefert - zB würde ein Teenager niemals öffentlich etwas tun, was in seinem Soziotop als "uncool" gilt, denn es würde sein Selbstbild beschädigen und - in dem Alter noch wichtiger - das Bild, das die anderen von ihm haben (sollen).
Je größer die persönliche Unsicherheit, desto mehr suchen manche Zuflucht in solch stabilisierenden und bestätigenden Selbstbildern. Ich war zB 15 Jahre in der Rockerszene aktiv - dort muss man sehr maskulin sein, Stärke und Selbstsicherheit ausstrahlen, um akzeptiert zu sein. Dort im Bierzelt vor all den taffen Kerlen zu weinen und Verletzlichkeit zu zeigen, hätte den sozialen Tod bedeutet - also war ich in diesen Jahren sehr unempathisch und unsensibel, einfach, weil die Rolle des Selbstbildes es so verlangte. Ich war also ein eher einseitiger Charakter, habe mich selbst eingeengt und emotional kastriert, um einem Bild zu entsprechen, das mir damals wichtig war.
Das nur als kleines Beispiel.

LG, eKy
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