Hallo, Erich,
ich denke, du weißt mittlerweile, wie ich "normalerweise" kommentiere.
Ein Gedicht fordert mich immer dazu auf, mich ganz "hinein zu begeben"; in den Inhalt, die Form und die Struktur. Was dazu führt, dass ich sehr ausführliche Kommentare schreibe (auch auf die Gefahr hin, damit gelegentlich "anzuecken").
Das bin einfach
ich - eine "Ganz oder gar nicht"-Kommentatorin. Deshalb, das gebe ich offen zu, "schreckte" ich vor zunächst 6 und dann sogar 12 Gedichten zurück. Das kann ich nicht bewältigen, ich bräuchte bei 2-3 Kommentaren, die ich pro Tag schaffe, fast eine Woche dafür.
Wie du siehst, möchte ich dir natürlich weder meinen Respekt noch meine Anerkennung versagen, denn dein Sonettzyklus ist zweifellos eine Leistung, für die ich dir gerne ein Kompliment ausspreche.
Ebenso für die Idee, Gemälde zu "bedichten", und somit die eine Kunstform für die andere "sprechen" zu lassen. Hut ab!
Es gelingt dir, die "Atmosphäre" der Bilder zu vermitteln, was sicher nicht einfach war, aber du konntest ja Gefühle schon immer gut "übertragen".
Deshalb nur noch, eher am Rande - Mach es perfekt
, hier:
Zitat:
Nr. 3, DER BRAND DES PARLAMENTSGEBÄUDES (J.M.W. Turner, 1835)
wo sie dein Flammenleuchten fast bis ins Abstrakte
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Ein "Vertippserle".
Zitat:
Nr. 4, LANDSCHAFT BEI MENTON (Auguste Renoir, 1883)
wie leicht bewegt, bewegend und grazil
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Ich weiß, wie du es meinst, es ist kein Fehler und mich stört die "Verdoppelung" auch nicht. Ich finde nur, dass "bewegend" irgendwie emotional zu gewichtig ist in Verbindung mit dem filigranen Wort "grazil". Aber das ist
nur eine Anmerkung, keine Kritik.
Zitat:
Nr. 8, STERNENNACHT (Vincent van Gogh, 1889)
des mondenmächtigen, tiefblauen Weltenalls
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Hier hast du den einzigen "Lapsus", denn "tiefblauen" kann nicht xXx betont werden. Das -en am Ende kann im Sinne des Metrums angehoben werden, aber "tief" nicht unbetont sein (das hast du bei "mondenmächtigen" auch ganz korrekt und gekonnt gemacht
), das geht nicht. Xxx oder, dem Metrum angepasst, auch XxX, beides ist möglich.
Nun ja, das war es auch schon, und versteh das bitte nicht falsch - eine reife Leistung, die dann "perfekt" wäre.
Da ich seit meiner Kindheit fürchterlich in Pferde vernarrt bin (und in die Freiheit, die sie verkörpern), muss das hier natürlich mein "Favorit" sein:
Zitat:
Nr. 11, ROTE PFERDE (Franz Marc, 1911)
Seid Anmut, Kraft und schiere Lebensfreude,
die euren Leibern so viel Regheit schenkt,
entronnen einem dunklem Stallgebäude,
das euch die Häupter wie die Herzen senkt.
Verliert euch in verspielten Kapriolen,
solang das jähe Rufen euch nicht findet,
das jene tun, die euch des Abends holen
nach Hut und Hege, die euch an sie bindet.
Seid beinah frei, seid ganz, seid rote Pferde
für die Momente, die euch keiner rief,
seid selten Glück und Seligkeit der Erde
all jenen, die euch gerne sehn und schauen,
da ihr erweckt, was lang in ihnen schlief,
weil es gefroren war - nun mag es tauen!
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Sehr gerne und mit echter Anerkennung gelesen!
Liebe Grüße
Stimme