Thema: Einsicht II
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Alt 04.10.2012, 16:43   #7
Antigone
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Standard Einsicht II

Lieber Falderwald,

was zählt für mich, ist in jedem Fall der Duden, alle andere Literatur ist für mich Sekundärliteratur, die sich an den Duden anlehnt, jedoch nicht seine Verbindlichkeit besitzt. Es ist deshalb angebracht, kritisch mit ihr umzugehen.
Ich weiß nicht, was du für einen Duden hast, ich habe den neuesten und den alten, in beiden gibt es beide Möglichkeiten der Betonung. Aber ich will darauf nicht herumreiten, sondern nur darauf verweisen, dass man sich sehr leicht in Regeln verfangen kann, wenn man da nicht nach allen Seiten offen ist.

Tja, was soll ich zu deinen Überlegungen zur menschlichen Gesellschaft sagen? Du beziehst dich in deinen Äußerungen auf die Gesellschaft, die du kennst, die bürgerlich-kapitalistische. Was deine Einschätzung dieser Gesellschaft angeht, sehe ich es ähnlich, ich ziehe aber andere Schlussfolgerungen daraus.

Menschen sind Wesen, die auf Einwirkungen von außen reagieren. Wenn also die Umwelt menschenfeindlich ist, gibt es zwei Möglichkeiten der Reaktion: Entweder der Mensch zieht sich zurück, wie du das tust, oder er beginnt ihr Funktionieren zu begreifen und dagegen anzugehen, ob nun mit oder ohne Erfolg. Was ich sehe, ist in dieser Gesellschaft die totale Resignation, du bist da keine Ausnahme. Ob das allerdings auf längere Sicht klug ist, steht auf einem anderen Blatt, denn ohne Widerstand können sich die Verhältnisse nur verschlechtern.

Ich weiß, dass es auch anders geht. Im Gegensatz zu dir kenne ich jetzt zwei Möglichkeiten der Organisation menschlichen Zusammenlebens, und ich weiß, dass ich noch vor 20 Jahren in einer völlig anders strukturierten Gesellschaft gelebt habe, in deren Mittelpunkt tatsächlich der Mensch und nicht der Profit stand. Viele, die ich kenne, wollen das heute nicht mehr wahrhaben, sie werden ihre Gründe haben. Aber jetzt lebe ich in dieser von dir geschilderten Gegenwart, und ich weiß, wie schwierig es ist, ihr gegenüber eine Haltung einzunehmen, die nicht resignativ ist.

Das alles aber beweist, dass eben nicht nur die Natur der einzige Bezugspunkt des Menschen ist, sondern immer auch die Gesellschaft - auch dann, wenn man mit ihr nichts zu tun haben will.

Lieben Gruß
Antigone

Geändert von Antigone (04.10.2012 um 16:53 Uhr)
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