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Alt 03.04.2009, 09:35   #4
Hans Beislschmidt
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Hallo Fee,

Ein starkes Werk, so viel vorab. Grenzwertig im Kampf des LyIch/Er gegen die gesellschaftliche Nomenklatur und dem Ausloten von ontologischer Differenz. Die äußere Form spricht mich besonders an, kommt sie doch in einem "Gothic-Gewand" daher und bedient sich solch greller Stilmittel wie z.B. Stiefel lackrot, Strümpfe zerfetzt, Bomben im Kuss, bluten und rennen etc. Sicher könnte man wie Behutsalem (p.s. freue mich sie wieder zu lesen) glätten und entholpern, es ist nur die Frage, ob das Werk dann in seiner Art der Anlehnung an das Aufmüpfige Entsagen von Rechtsvorgaben nicht verlöre, bislang würde es noch gut in die Dark Metal Szene passen. So kraftvoll kompromisslos, wie es geschrieben ist regt sich fast der Verdacht in mir, dass Holperer gesucht oder zumindest geduldet wurden.

Zum Stück: Das LyI. genauso wie das LyE. bewegen sich in einem formal rechtsfreien Raum. Das Bewusstsein, sich ausserhalb den Grenzen eines kontextuellen Horizonts zu bewegen, leitet für beide die Wahrnehmung und das Erleben dieses ausgelagerten Zustandes ab. Die notwendigen "längeren Gedankenspiele“ um das Ergründen und Manifestieren dieses Zustandes herbeizuführen lehnen beide ab, weil sie sich einer taxierbaren Beweisaufnahme wissentlich entziehen wollen. In dem Gefühl, dass der Augenblick – das, was ihnen wichtig und bedeutsam ist an Größe gewinnt, wenn er nicht zu Tode hinterfragt wird, sind die beiden ständig auf der Flucht und geben sich bereitwillig in das gewaltige Gedanken-Sedativum von Bildern, Farben, Geräusche – Gefühlen. Sie sind auf der Flucht vor repressiven Instrumentarien und möchten dieses Gefühl von Gefahr, Leidenschaft und Neuem erleben und auskosten. Die bedeutsame Frage nach dem endlichen Fixpunkt „Beirut“, der Zuflucht von Terroristen und Outlaws, dem Punkt an dem der ordnende Zugriff endet, ist sogleich mit dem gedanklichen Schluss verbunden: - was dann? Um im nächsten Satz aber wieder ausgeblendet zu werden und sich dem eigentlichen, dem schönen Gefühl hinzugeben. Zit. „solang wir nur kämpfen und bluten und rennen, fühl ich mich am leben, pulsierend an dir.“
Diese Momentaufnahme eines Gefühls-Tornados ist dir wirklich sehr gelungen.

Grunz Gruss vom Hans
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chorch chorch

Geändert von Hans Beislschmidt (03.04.2009 um 16:40 Uhr)
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